«Ein wichtiges, neues Element für die Identität unserer Stadt»

Markus Wanner

Seit rund 15 Jahren entwickelt die Stadt Uster das Zeughausareal. Nun sind die Pläne für das Kultur- und Begegnungszentrum einen wichtigen Schritt weiter: Der Stadtrat hat dem Gemeinderat den Projektierungskredit für 2,3 Millionen Franken vorgelegt. Formal ist es «nur» ein Projektierungskredit, sagte SP-Gemeinderat Markus Wanner als Sprecher der SP-Fraktion, in Tat und Wahrheit sei es aber viel mehr: Ein Geschäft, dass ein wichtiges, neues Element für die neue Identität von Uster bringen.

Zuerst muss ich einen kleine Frust loswerden: Letzte Woche habe ich mich mit voller Begeisterung an das Referat zum Projektierungskredit gemacht. Und dann wurde ich von einer Veröffentlichung, einer Medienmitteilung überrascht. Ich las diese und dachte: Das kann nicht sein, genau das alles wollte ich auch schreiben. Kann da jemand meine Gedanken lesen? Und nach ein paar Minuten dachte ich: Einfach genial, das zeigt, dass dieses Projekt nicht ein polarisierendes links-mitte-rechts Projekt ist, sondern es geht um Uster. Es geht um alle Menschen in Uster. Ich werde nicht aus dieser Medienmitteilung zitieren, wenn sie jemand nochmals nachlesen will, dann kann er das auf der Homepage des Wirtschaftsforums Uster tun.

Heute Abend diskutieren wir über einen Projektierungskredit. Und obwohl es in Anführungszeichen nur ein Projektierungskredit ist, ist es vermutlich eines der wichtigsten Geschäfte in dieser Legislatur. Warum denn? Wir sprechen doch nur von Gebäuden, und was diese kosten, und natürlich über Parkplätze. Nein, dem ist nicht so. Wir sprechen heute über Uster. Wie wir ihn Uster leben wollen. Wo wir uns begegnen werden. Was uns das wert ist.

Ein Fraktionsmitglied stellt dieses Projekt an unserer Fraktionsitzung in einen historisch grossen Kontext: Uster hat seit rund 1'000 Jahren den Uster Märt, seit 200 Jahren stehen stattliche Spinnereien in Uster, seit 160 Jahren prägt die Eisenbahn das Ortsbild, seit 60 Jahren haben wir ein markantes Stadthaus. Und in spätestens acht Jahren wird das Zeughaus nach 1940 zum zweiten Mal zum Leben erweckt, indem wir das Areal der Bevölkerung zurückgeben, und zwar mit einem Kultur- und Begegnungszentrum, nicht für einzelne, sondern für alle. Zurecht kann man sagen: «Hier entsteht Grosses». Für uns ist und bleibt es eine Herzensangelegenheit.

Mit dem Ja zum Projektierungskredit sagen wir Ja zu einem neuen Element der Ustermer Identität, Wir sagen zum wiederholen Mal Ja zu einem Vorhaben, an dem alle Freude haben werden. Jugendliche, die schon heute das Zeughausareal für sich entdecken, Musikliebhabende, die Konzerte jeglicher Stilrichtung, von Kleinformationen, Big-Bands oder der Stadtmusik in einem zweckmässigen Saal oder auch draussen als Open-air-Konzerte geniessen, Kinobesucherinnen und Kinobesucher, die Seniorinnen und Senioren, die an der Frühlingssonne auf dem Zeughausplatz ihren Jassnachmittag verbringen, Kunstinteressierte, die neues Schaffen in Ausstellungsräumen mit Charme geniessen.

Zu ein paar Punkten möchten wir speziell Stellung nehmen:

Diese Antrag unterstreicht weiterhin die Zielvorstellungen aus dem Leitbild Zeughausareal: «Das Zeughausareal ist ein Kristallisationspunkt für Usters Stadtleben und die Zentrumsentwicklung. Es schafft Möglichkeiten für Kultur, Innovation, Begegnung und Dialog. Für ein vielfältiges Publikum stellt es Räume und Infrastruktur zur Verfügung. Das sagt auch treffend das Wirtschaftsforum: «Uster wird mit dem neuen Kultur- und Begegnungszentrum als Regionalzentrum und Kulturstadt an Ausstrahlungskraft gewinnen».

Das Areal und die Infrastruktur wird vielfältig genutzt werden: Nebst der Kultur für die Musik-Bildung, für Vereine, für Innovationen und Anlässe der Wirtschaft, für das naheliegende Bildungszentrum, für gastronomische Bedürfnisse, und für Begegnungen aller Art. Dafür sind auch die nötigen Freiräume vorgesehen. Ein Treffpunkt für Jung und Alt, für alle. Einen ersten Eindruck haben wir diese Sommer bekommen: Die Ustermer Bevölkerung eignet sich das Areal langsam und vorsichtig an. Es fanden spontane Begegnungen und Anlässe statt. In einer Umgebung, die zu verschiedensten Begegnungen animiert.

Das vorliegende Projekt entspricht den Rahmenbedingungen der Weisung 102/2017. Das Raumprogramm wurde am 22. Januar 2018 durch den Gemeinderat festgelegt. Wir haben damals beschlossen, das Raumprogramm zu redimensionieren, damit der Kostenrahmen von CHF 20 Mio. eingehalten werden kann. Es ist immer noch genau das gleiche Projekt wie 2018, welches mit 30:3 Stimmen angenommen wurde. Wenn etwas anderes behauptet wird, dann wünschten wir uns einen Faktencheck durch Dritte. Ich zitiere aus dem Gemeinderatsprotokoll vom 22. Januar 2018: «Partizipation zum Thema Zeughausareal war von Anfang an ein zentrales Element. Die Aufforderung auf Mitwirkung, auf Mitsprache haben wir seit 2005 konsequent umgesetzt. Die Weisung ist in einem partizipativen Prozess erarbeitet worden: Vertreter aus Kultur, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft – auch aktuelle und künftige Mieter – haben zusammen mit externen Experten und viel Engagement für eine gemeinsame Lösung gearbeitet. Das Resultat ist wegweisend. Ich möchte an dieser Stelle an Vertrauen, Mut und Zuversicht von Ihnen allen appellieren. Ohne diese Grundlage kann ein solch komplexes Projekt nicht realisiert werden. Wir brauchen weiterhin Gemeinsamkeiten! Wir brauchen auch Ideen, Utopie, Kreativität und vor allem die Bereitschaft sich einzubringen, intern und extern – also alle». Ich habe die Worte des damaligen Stadtpräsidenten Werner Egli zitiert.

Das Volk hat bereits zweimal ja gesagt zur Entwicklung des Areals und es wird noch ein drittes Mal entscheiden können, beim Baukredit. Das ist richtig und gut so. Wir vermuten daher bei der SVP eher eine weitere Verzögerungstaktik. Dazu würde auch der angekündigte Rückweisungsantrag passen.

Nochmals acht Jahre bis zum Bezug des Begegnungszentrums zu warten scheint der SP-Fraktion zu lange. Wir wissen nicht, wie lange der Stadthofsaal noch hält. Konzipiert wurde die Sanierung bis 2024. Wir wissen nicht, wie lange das Qtopia und das Kulturhaus Central an der Brauereistrasse bleiben können. Wir müssen alles daran setzen, dass wir für diese drei Häuser keine Provisorien brauchen. Sie sollen möglichst direkt auf das Zeughausareal zügeln können. Ohne teure Provisorien. Daher ist es sinnvoll, das Projekt zeitlich so zu gestalten, dass einzelne Elemente resp. Gebäude vor dem Gesamtabschluss bezogen werden können. Das Bauprojekt soll aufzeigen, ob dies möglich ist.

Es gibt nie DEN idealen Zeitpunkt für grössere Investitionen. Was in acht Jahren ist, weiss noch niemand. Zumindest waren und sind die letzten grossen Bauprojekte zeitlich gut gestaffelt: Der Neubau des Hallenbads, das Verwaltungsgebäude Stadthaus West, das Schulhaus Krämeracker, und nun das Begegnungszentrum Zeughausareal. Jedes dieser Projekte löste auch jährliche Betriebskosten aus. Das kann sich Uster leisten. Man darf aber sicher auch über die Finanzierung nachdenken, da sind wir offen.

Und jetzt noch kurz zum Thema Parkierung: Braucht es ein Parkhaus? Ist das Areal genügend erschlossen durch den ÖV? Hat es genügend öffentliche Parkplätze in der Umgebung, z.B. im zukünftigen Parkhaus Gerichtsplatz, oder auf der 250 Meter entfernten Püntwiese? Diese Fragen können jetzt beim Projektierungskredit noch nicht abschliessend beantwortet werden. Wir wollen aber beim Baukredit wissen, welche Parkierungsoptionen möglich sind, und was sie kosten. Wir können und gut vorstellen, dass in der heutigen Zeit der Bau und der Betrieb eines öffentlichen Parkhauses getrennt von der Frage des Begegnungszentrums von den Stimmberechtigten beantwortet werden sollte.

Der Stadtrat hat ein Projekt ausgewählt, das zu Uster passt und das wir uns leisten sollten und können. Die SP-Fraktion stimmt der Weisung mit den Anträgen der der beiden vorberatenden Kommissionen zu.

 

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