1. August-Feier in Uster: «Bi öis zellt nu de Mensch»

Balthasar Thalmann

Bei strahlendem Wetter ging dieses Jahr die 1. August-Feier im Stadtpark von Uster über die Bühne. Traditionellerweise fällt dabei dem aktuellen Gemeinderatspräsidenten die Ehre zu, die Bevölkerung zu begrüssen, dieses Jahr also SP-Gemeinderat Balthasar Thalmann. Er erinnerte in seiner Grussbotschaft an das grosse Glück, in der sicheren Schweiz leben zu können und daran, dass es uns allen nur dann gut geht, wenn es auch den Schwachen gut geht. 

Herzlich willkommen zur Feier heute am 1. August hier im Stadtpark von Uster. Herzlich willkommen zu diesem Fest. Schön, dass wir hier zusammen sein können, schön, dass wir gemeinsam feiern können. Gemeinsam hier in der drittgrößten Stadt des Kantons Zürich und – Entschuldigung, liebe Frau Nationalrätin Natalie Rickli – auch in der schönsten Stadt: Wir haben hier eben nicht nur einen Bach wie Winterthur sondern auch einen See.

Meine Damen und Herren, heute feiern wir. Was aber genau feiern wir? Natürlich, den Geburtstag der Schweiz. Ja, aber welche Geburt? Diejenige vom Jahr 1291 auf dem Rütli? Oder vom Jahr 1351, als der Kanton Zürich zur Eidgenossenschaft gestossen ist? Oder feiern wir das Jahr 1815, als die Eidgenossenschaft so gross wurde wie sie heute ist? Oder 1848, als die erste Bundesverfassung unseres Bundesstaates in Kraft getreten ist? Oder feiern wir heute einfach unsere Heimat? 

Natürlich, streng genommen feiern wir heute den Akt auf dem Rütli. Aber in Wirklichkeit, so aus dem Herzen – da bin ich überzeugt – feiern wir wohl einfach unsere Heimat. Unsere Schweiz, oder diesen Ort wo wir leben und wo wir uns zu Haus fühlen. Da in Uster ist es klar, dass wir nicht nur die Schweiz heute feiern, sondern auch unsere Heimatstadt. Wir singen ja heute nicht nur den Schweizerpsalm sondern auch das Usterlied.

Diese 1. August-Feier ist nicht nur einfach ein schönes Fest. Nein, es ist wohl auch Moment, um sich bewusst zu werden, wie gut wir es eigentlich haben. Wir haben eine Heimat, ein Zuhause, wo wir nicht um Leib und Leben fürchten müssen, wir haben eine Heimat mit einem funktionierenden Staat, auch einem funktionierenden Rechtsstaat. Wir haben eine Heimat mit einem hervorragenden Gesundheitssystem und guten Schulen. Gute Schulen, zu denen alle Zugang haben – unabhängig vom Einkommen der Eltern. Und wir haben eine Heimat mit wunderschönen Orten – seien es die Berge, der Greifensee oder hier der Stadtpark.

Trotz alledem: Viele, die hier in der Schweiz leben, leben nicht freiwillig hier. Nein, sie mussten fliehen; fliehen weg von ihrer Heimat, weg von menschlichen Greueltaten. Da lesen wir von sinnlose Exekutionen, Entführungen oder Vergewaltigungen sogar von jungen Mädchen. Das sind Geschichten, die mir zu denken geben. Und die Folge dieser Greueltaten davon ist, dass weltweit rund 70 Millionen Mensche auf der Flucht sind. Und so bin ich einfach nur glücklich, dass ich hier, hier in Uster leben darf. Und all die Probleme, über die wir hier diskutieren, sind wohl eher kleine Probleme.

So können wir nur dankbar sein, dass wir hier sind und heute feiern dürfen. Feiern, dass wir es als Gesellschaft geschafft haben, viele Interessen unter einem Hut zu bringen. Das wir eine Gesellschaft sind, die sich immer für den Frieden und die Gerechtigkeit einsetzt – auch wenn man in gewissen Situation gar nicht mehr genau weiss, was gerecht ist. Dass wir eine Gesellschaft sind, die sich offen gegenüber der Welt zeigt, was wahrscheinlich viel zu unserer Wohlfahrt beigetragen hat und beiträgt. Und dass wir ein gemeinsames Bewusstsein haben, dass es uns nur dann gut geht, wenn es allen in der Gesellschaft gut geht. Diese Grundwerte unserer Gesellschaft sind auch die letzten Worte der Präambel unserer Bundesverfassung: «und dass die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen».

Die Menschen so nehmen wie sie sind, einander respektieren, egal woher man kommt. Das singen wir auch im Usterlied: «es git en Hufe andri Stedt, wott a de Spraach aa känsch, doch öis isch gliich wie einer redt, bi öis zellt nu de Mensch».

Vor der Ansprache von Natalie Rickli wollen wir nun gemeinsam das Usterlied singen. Es wurde vor 42 Jahren vom Ustermer Albert Häberling komponiert, der Text dazu stammt von Fritz Jenny. Albert Häberling war ein schweizweit, ja weltweit bekannte Blasmusikkomponist und auch langjähriger Dirigent der Stadtmusik Uster. Die Musik – bestehend aus Musikerinnen und Musikern der Stadtmusik und des Militärspiels – spielen ihnen die letzten 4 Takte vor und dann singen wir gemeinsam alle drei Strophen.

Ich danke Ihnen herzlich, Frau Nationalrätin, liebe Ustermerinnen und Ustermer, dass Sie da sind und wünsche Ihnen einen schönen 1. August.

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