Karin Niedermann zur neuen Gemeinderatspräsidentin gewählt

Karin Niedermann

Der Gemeinderat Uster hat an seiner ersten Post-Corona-Sitzung SP-Gemeinderätin Karin Niedermann zur neuen Präsidentin des Ustermer Parlamentes gewählt. Die bisherige 1. Vizepräsidentin erhielt dabei 30 von 34 Stimmen, was ein sehr gutes Resultat darstellt und den Respekt zeigt, den sie über die Parteigrenzen hinweg geniesst. In ihrer Antrittsrede zeigte sich die neue Ratspräsidentin erleichtert darüber, dass nach dem Lockdown der Ratsbetrieb wieder aufgenommen werden kann und das Parlament wieder zu seiner Arbeit zurückkehren könne, denn es gebe viele spannende und interessante Themen, die der Beratung harren. Karin Niedermanns Antrittsrede im Wortlaut:

Liebe Kolleginnen und Kollegen Gemeinderäte
Sehr geehrte Frau Stadtpräsidentin, sehr geehrte Damen und Herren Stadträte
Geschätzte Anwesende

Vielen Dank für die Wahl!

Ich freue mich sehr darüber – und auch darüber, dass es endlich soweit ist. Ich danke Ihnen auch für das Vertrauen, das Sie mir damit aussprechen. Ich schaue erwartungsvoll auf diese neue Aufgabe und werde das Amt mit Freude und Engagement ausfüllen. Ich danke auch meiner Fraktion, die mich vor 2 Jahren nominiert hat und der SP als Partei, die mir immer wieder Gelegenheiten für spannende Aktivitäten und Aufgaben bietet.

Danke auch an meine Vorgängerin Ursi Räuftlin, die den Rat und den Ratsbetrieb mit Umsicht geführt hat und auch eine stürmische Phase souverän gemeistert hat. Ich freue mich auf die engere Zusammenarbeit mit Daniel Reuter und Monika Füllemann, auch im Wissen, dass ich jederzeit auf eure wohlbekannte grosse Unterstützung und Erfahrung zählen kann. Durch meine 2 Jahre in der Geschäftsleitung habe ich viel gelernt über politische Abläufe und den Umgang mit Fragestellungen, die erst bei näherem Hinschauen ihre Komplexität gezeigt haben. Danke den Mitgliedern für die offenen und spannenden Diskussionen. Ich freue mich auch auf die weitere, wohl noch etwas engere Zusammenarbeit mit Stadtrat und Verwaltung.

Und last but not least at all: ein herzlicher Dank an meine Familie, meinen Mann René und meine Kinder Jan, Mara und Annik, für ihre emotionale Unterstützung, manches warme Essen und das Verständnis auf ihre Frage: «Bisch hüt dihei? – nei, i mues go politisiere».

Ich muss Ihnen gestehen, als wir vor bald 19 Jahren von Zürich nach Uster zogen, habe ich es in Uster etwas langweilig gefunden – ich hätte wahrscheinlich viel schneller in den Gemeinderat sollen... Die letzten 6 Jahre als Mitglied dieses Gremiums haben mich schätzen gelernt, wo und wer sich wie für Uster einsetzt und wo überall wichtige Arbeit geleistet wird, und wieviel auch ehrenamtliche. Und ich habe ein besseres Verständnis dafür erhalten wie Politik Visionen, Ideen und Pläne durch die Arbeit in den Kommissionen und durch das Zusammenspiel von Legislative und Exekutive schlussendlich in konkrete Massnahmen umsetzt. Eigentlich müssten diese Zusammenhänge der ganzen Bevölkerung besser bekannt sein.

Die Tätigkeit im Parlament macht Spass, es gibt Kontakte, Akzeptanz von Meinungen und Zusammenarbeit über die Parteigrenzen hinweg. Natürlich sind Parteibüchlein Ausdruck für Haltungen und Auffassungen wie etwas anzugehen und zu gestalten ist, aber spürbar ist meistens auch der Wille den grössten gemeinsamen Nenner zu finden. Das ist auch richtig so, und wird gerade auch in der näheren Zukunft wichtig und erforderlich sein.

Ich bin froh, dass der Ratsbetrieb wieder losgeht, denn ein Parlament hat die Ober-Aufsicht über Exekutive und Verwaltung. Die Exekutiven in unserem Land, vom Bundesrat über Regierungsrat und auch Stadtrat von Uster haben die vergangenen 2 Monate souverän gemeistert und konsequent und doch mit Augenmass in dieser schwierigen Situation die Führung übernommen. Wir haben aber auch gesehen, wie schmal der Grat ist zwischen Schutz und Fürsorge einerseits und Bevormundung und Einschränkung von Grundrechten andererseits. Wir haben an Beispielen von anderen Länder auch gesehen, wie gross die Versuchung gewesen ist (und wie klein die Hemmungen) in dieser Zeit Macht an sich zu reissen, Parlamente auszuschalten, Medien zu behindern und eine neue Ordnung zu etablieren versuchen. Ich bin glücklich, dass in unserem Land die Exekutiven Führung und ‘die Macht’ übernommen haben, dass es aber keine Frage ist, dass jetzt die Legislativen wieder ihre Arbeit aufnehmen.

Auch in der Stadt Uster ist es wichtig, dass der Gemeinderat wieder aktiv wird, über Anträge zu debattiert und entscheidet, Vorstösse aus unseren Reihen diskutiert und aus der Menge an Meinungen und Grundhaltungen einen Konsens zimmert der ‘verhebet’ und der Uster weiterbringt.

Es stehen ja auch viele spannende und zukunftsweisende Themen an, z.B. Stadtraum 2035 resp. das STEK (Stadtentwicklungskonzept). Als Mitglied der Kommission für Planung und Bau, die in allen Echoräumen zum STEK mitgemacht hat, und damit die Entstehung des Konzeptes sehr konkret miterlebt und auch mitgestaltet hat, freut es mich besonders, dass die Diskussion darüber heute (fast) das erste Geschäft meines Präsidiumsjahres ist.

Weiter werden wir über so vielfältige Themen wie die heutige Leistungsmotion zu Open Government Data, oder aber Massnahmen zur beruflichen und sozialen Integration oder den Kiosk Schifflände entscheiden. Ein grosses Geschäft wird auch die mit Spannung erwartete Vorlage zum Bahnhofzentrum sein – und was dann mit den Velos dort passiert... Und ebenfalls beschäftigen werden uns die neue Gemeindeordnung und auch die Umstellung auf papierlose Geschäftsverwaltung.

Alle Geschäfte sind auch budgetrelevant und die Budgetsitzung scheint ja DIE Bewährungsprobe für die Gemeinderats--Präsidien zu sein… Ich hoffe aber, ich bin bis dann warm gelaufen und hoffe auch, dass wir dann alle bei der Frage «wie soll sich Uster weiter entwickeln» offen an die Themen herangehen, unsere Sichtweisen und Prioritäten einbringen, aber dann soviel Offenheit (und Gelassenheit) zeigen, dass wir im Gesamtinteresse entscheiden können – inhaltlich und finanziell.

Ja…, schon beim Schreiben und jetzt wieder bei dieser kurzen Rede steigt meine Vorfreude auf das Präsidiumsjahr…

Der einzige Wermutstropfen: Leider kann ich Sie im Anschluss an die heutige Sitzung coronabedingt nicht zur üblichen Feier einladen. Ich hoffe, wir finden eine Gelegenheit sie nachzuholen. Denn die gesellschaftlichen Anlässe unter den Ratsmitglieder und die Begegnungen mit den Einwohnerinnen und Einwohnern von Uster machen ja auch den Charme von «Politik machen».

Danke für die Aufmerksamkeit.

 

Zum Schluss der Sitzung – weil die traditionelle Wahlfeier ausfallen musste – würdigte SP-Fraktionspräsidentin Angelika Zarotti die neue Ratspräsidentin in einer kurzen Rede:

Liebe Karin, Geschätzte Anwesende

Wir als SP sind stolz, dass du für die nächsten 12 Monate unsere Ratspräsidentin bist. Aber nicht nur wir, nein der ganze Rat freut sich darüber und wir gratulieren dir ganz herzlich. Deine Wahl wird uns wohl allen auch wegen der speziellen Situation in Erinnerung bleiben. Und leider gibt es zu deiner Ehre, liebe Karin auch keine Wahlfeier. Auch wenn wir sehr gerne mit dir diesen Abend so richtig gefeiert hätten. Du hättest das mehr als verdient. Und wer weiss, vielleicht wird dies ja noch nachgeholt. Dafür ist aber der Blumenstrauss etwas anders, er ist lokalpatriotisch mit Uschterbatzen verziert
Ratspräsidentin wird einem nicht einfach geschenkt, da steckt viel Arbeit und Engagement dahinter. Und das zeichnet dich meines Erachtens auch aus.

Seit dem Jahr 2014 gehörst du dem Gemeinderat an und konntest schon viel bewegen. Du bist eine zuverlässige, mitdenkende, anpackende und strategisch denkende Frau. Bei dieser Aufzählung könnte man ja meinen, du seist eine sehr ernste Frau. Das stimmt aber nicht, dass wissen wir alle, die dich kennen: mit dir kann man auch lachen, an Humor fehlt es dir nicht. Für Themen, die dir wichtig sind, für die setzt du dich ein. Ich denke da zum Beispiel an die Spitalfusion. Du bist Delegierte im Spitalverband und hast dich sehr für die Abstimmung, welche nun wohl im September stattfindet, eingesetzt.

Bewegung, sich bewegen, auch das ist dir wichtig. Dies zeigt sich zum einen in deinem Beruf als Physiotherapeutin. An der ZHAW hast du eine Professur für Physiotherapieforschung. Zum anderen bist du auch eine begeisterte Velofahrerin. Du hast eine Motion für den Erhalt der Veloparkplätze im Bahnhof Ost sowie ein Postulat für sichere Schulwege eingereicht. Du warst auch massgeblich daran beteiligt, dass die Ustermerbevölkerung einen 5 Mio.-Kredit für sichere Velowege bewilligt hat.

Liebe Karin, du kannst zuhören, durch deine überlegte Art andere motivieren und mit Argumenten überzeugen. Ich glaube, der Ustermer Gemeinderat und die ganze Stadt User darf stolz sein, eine solche Frau an der Spitze zu haben und durch dich repräsentiert zu werden. Auch du darfst stolz sein – geniesse diese einmalige und letztlich nur kurz, ein Jahr dauernde, Rolle.

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