Nach Aus für «Uster West»: Einfache Lösungen gibt es nicht

Karin Niedermann

Vergangene Woche hat der Kanton Zürich bekannt gegeben, dass er «Uster West» nicht weiterverfolgen wird. Ein Entscheid, der nach längerer Unsicherheit getroffen wurde, nachdem sich die Vorgaben für den Moorschutz geändert haben. Was nun bleibt ist die Suche nach Alternativlösungen. Keine einfache Sache, wie Balthasar Thalmann im Gemeinderat in einer SP-Fraktionserklärung darlegte, aber im Hinblick auf die Taktverdichtung in Folge von S-Bahn 2G nötig ist.

Uster West wird in dieser Form nicht mehr weiterverfolgt. Ein Entscheid, der nach längerer Unsicherheit jetzt getroffen wurde.

Lassen Sie mich kurz auf die Geschichte zurückblicken. Am 22. Oktober 1995 haben die Ustermer Stimmberechtigten mit 3901 Ja zu 3195 Nein den Gestaltungsplan Loren angenommen. Der Gestaltungplan scheidet den Strassenbereich für den Bau der Strasse Uster West aus. Danach folgte eine Odysee von verschiedenen Gerichtsverfahren, bis am 8. März 2000 das Bundesgericht den Gestaltungsplan stützte. Es stützte auch die umstrittene Frage, ob mit dem Gestaltungsplan das Flachmoor ausreichend geschützt wird.

Soweit alles gut. Die Odysee ging dann weiter mit Abstimmungen zur Unterführung Winterthurerstrasse mit Initiativen usw. und mit Anpassungen an der Schutzverordnungen für die Flachmoore Brandschänki und Glattenriet. Der Kanton schaffte es dann 22 Jahre nach der Abstimmung über den Gestaltungsplan Loren und 17 Jahren nach dem Bundesgerichtsentscheid, im 2017 eine revidierte Schutzverordnung festzusetzen. Und diese führte zu anderen Moorschutzbestimmungen als im Jahr 2000 vom Bundesgericht noch als ausreichend angesehen wurde. Diese anderen Bestimmungen verunmöglichen nun den Bau der Strasse Uster West und vermutlich wären auch einige neuere Bauten im Gestaltungsplanperimeter Loren inzwischen gar nicht mehr möglich. So einfach und klar, wie die Geschichte manchmal zu erzählen versucht wird, ist sie also nicht.

Und so stehen wir heute vor gar nichts. Mit dem Entscheid kann man wieder in die Zukunft schauen, und das gibt’s viel zu tun:

Das Gebiet Loren muss neu geplant werden. Dies wird mutmasslich auch Auswirkungen auf stadteigene Grundstücke haben.

Sind wir gespannt, wie die Flachmoore Glattenried und die Brandschänki aufgewertet werden, d.h. inwieweit die Eigentümer in den Loren zusätzliche Einschränkungen erfahren und ob es gelingt, das vorhandene Wohnhaus mitten im Gebiet zurückzubauen. Ein benachbartes Haus wurde letztes Jahr abgebrochen.

Und bezüglich neuer niveaufreier Übergänge ist klar: Da muss mit Einführung der S-Bahn 2G eine Lösung her. Auch wenn Patricio Frei’s theologischer Exkurs «vor der Barriere sind alle gleich» gilt, gibt es eben zwei Arten von Übergängen. Solche für Autos und Lastwagen und solche für den Langsamverkehr also Velofahrerinnen und Fussgänger. Neue Übergänge für den Langsamverkehr sind wohl einfacher zu finden und zu realisieren – und ist auch ganz wichtig für «Uster steigt um». Die Autos stehen heute nicht unbedingt wegen den Barrieren, sondern weil es einfach zuviel hat.

Eine Unter- oder Überführung für Auto und Lastwagen zu finden, wird eine ganz knifflige Aufgabe. Knifflig, weil ein solches Vorhaben mit allen Zulaufachsen sorgfältig in ein schlüssiges städtebauliches Konzept gebettet werden muss. Eine moderne Verkehrsplanung ist auch immer Städtebau. Ohne das ist eine Über- oder Unterführung für Autos und Lastwagen weder mehrheitsfähig noch ein Mehrwert für Uster. 

Wir hoffen darauf, dass es den drei an diesem Unterfangen beteiligten Parteien – SBB, Kanton und Stadt – gelingt, diese knifflige Aufgabe zu meistern und wir wünschen dem Stadtrat, dass es ihm gelingt, die SBB und Kanton von der Wichtigkeit einer stadtverträglichen Einbettung des neuen Verkehrsregimes zu überzeugen.

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