Neujahrsansprache des Stadtpräsidenten: «Uster ist attraktiv als Wohnort und soll es auch bleiben»

Martin Bornhauser

Am traditionellen Neujahrsempfang hat Stadtpräsident Martin Bornhauser den zahlreich erschienenen Ustermerinnen und Ustermer nicht nur für das neue Jahr alles Gute, gute Gesundheit, Zufriedenheit und Erfolg gewünscht, sondern er liess die wichtigsten aktuellen Entwicklungen in unserer Stadt Revue passieren. Und verwies dabei, dass Uster heute als eine der attraktivesten Wohnstädte der Schweiz gilt. Und diese Attraktivität gelte es zu erhalten. 

Liebe Ustermerinnen, liebe Ustermer,

Herzlich willkommen zum traditionellen Neujahrsempfang. Gleich zu Beginn und als Erstes wünsche ich Ihnen - im Namen des ganzen Stadtrats, aber auch ganz persönlich - ein gutes Neues Jahr! Gesundheit, seelisches und materielles Wohlergehen und Erfolg in allen Lebensbereichen und Lebenslagen. Es ist eine schönen Tradition, gemeinsam das alte Jahr auszuläuten und im Anschluss an den musikalischen Teil auf das neue Jahr und auf unsere schöne Stadt Uster anzustossen.

Wir leben tatsächlich in einer schönen Stadt mit sehr hoher Wohn- und Lebensqualität. Das sind nicht die Worte eines von Stolz geblendeten Stadtpräsidenten, der seine Stadt durch eine rosarote Brille sieht. Das bestätigen alle Neuzuzüger und vor allem die Heimkehrer. Personen also, welche die Entwicklung Usters nicht als langsamen, fast unmerklichen Prozess miterlebt haben, sondern durch Bilder und Eindrücke, die durch Jahre getrennt sind. Und als objektiven Zeugen für unsere hohe Wohn- und Lebensqualität rufe ich gerne das Ranking der Zeitschrift «Bilanz» in Erinnerung. Das Blatt hat die Qualität von den 143 Schweizerstädte mit mehr als 10‘000 Einwohnende gemessen. Anhand von 122 objektiven Kriterien. Wir können stolz sein, denn Uster rangiert auf dem 12. Rang.

Noch vor 150 Jahren gehörte Uster zu den industriell am dichtest besiedelten Gebieten Europas. Im Reiseführer Baedeker von 1895 liest man, Uster sei ein «grosses Fabrikdorf» mit 7‘042 Einwohnern. In den letzten 150 Jahren fand ein gewaltiger Transformationsprozess von der Industrie- zur Wohnstadt statt. Nirgends ist dieser Wandel Usters sichtbarer, als im ehemaligen Zellwegerareal. Das Industriegebiet wich mehreren Wohnüberbauungen und das Zwischengelände wurde zur Parklandschaft. Der Prozess ist noch nicht abgeschlossen, es werden noch weitere Überbauungen folgen.

Uster ist als Wohnstadt tatsächlich äusserst beliebt geworden. Besonders junge Familien aus dem gehobenen Mittelstand ziehen gerne nach Uster. Die Kehrseite der Medaille: der Wohnraum wird immer teurer. Diesem Problem muss sich die Politik annehmen. Kommt dazu, dass das Bauland zusehends knapper wird. Und die Kulturlandinitiative hat die Überbauung der letzten kommunalen Reservezonen zusätzlich stark eingeschränkt. Das schmerzt, insbesondere im Gebiet Eschenbühl. Hier standen wir dicht vor dem Abschluss eines Gestaltungsplans. Hier war eine ganz auf Energieeffizienz ausgerichtete Überbauung geplant. Ein ökologisches Vorzeigeobjekt, ein Muster an energiesparendem Bauen. Leider mussten wir das Projekt sistieren. Nun warten wir gespannt auf die Entscheidungen des Kantonsrats zur regierungsrätlichen Umsetzungsvorlage zur Kulturlandinitiative. Möglicherweise wird das, was so heiss gekocht wurde, nicht so heiss gegessen.

Oft höre ich ja Leute jammern, dieser Wandel von der Industrie- zur Wohnstadt gehe zu Lasten von Arbeitsstätten und damit Arbeitsplätzen. Das stimmt keineswegs. Die Zahl der Arbeitsplätze und der Arbeitsstätten ist in den letzten Jahren sogar überproportional gewachsen. Auch wird die Frage gestellt, ob Wirtschaft und Gewerbe unter diesem Transformationsprozess zu leiden habe. Auch hier sage ich «Nein». Allein die Zunahme an Einwohnenden - das ist ganz banal - brachte unserem Gewerbe mehr Aufträge und den Detaillisten mehr Kunden. Allerdings eine Einschränkung ist beizufügen. Dies gilt nur, sofern die Kunden tatsächlich in Uster einkaufen und nicht in Einkaufszentren auf der grünen Wiese in den umliegenden Dörfern. Und damit sind wir beim Hauptthema, bei der politischen und wirtschaftlichen Hauptherausforderung und Hauptaufgabe der nächsten Jahre: Der Zentrumsentwicklung.

Vor einiger Zeit hatten einige Personen aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung einen Traum. Sie träumten von einem attraktiven Ustermer Stadtzentrum. Und es blieb nicht beim Traum. Diese pragmatischen Träumer setzten sich zusammen und begannen diesen Traum umzusetzen. Sie legten über das ganze Gebiet - vom Stadthaus bis ins Zeughaus, vom Bahnhof bis zum Stadtpark - einen Masterplan. Dieser zeigt auf, wie und mit welchem Ziel das Zentrum entwickelt werden soll. Sie teilten das ganze Gebiet in verschiedene Teilprojekte auf. Z.B. das Teilprojekte «am Stadtpark» enthaltend den Stadthofsaal, das Swisscom-Gebäude bis zur Zürichstrasse und die Landihalle. Oder das Teilprojekt «Kern Süd» beim Auto-Occasions-Parkplatz neben der Metzgerei Hotz, oder das Teilprojekt «Jelmoliparkplatz» mitten im Zentrum von Uster, oder den «Gerichtsplatz» oder das «Zeughausareal».

Alle diese Teilgebiete werden nun zusammen mit den Eigentümern entwickelt. Über allem steht ein grosses Ziel. Wir wollen ein attraktives Stadtzentrum. Ein Zentrum, in welchem man sich frei bewegen kann, einkaufen, flanieren, verweilen, geniessen. Ein Zentrum, das die Detaillisten in ein Open-Air Einkaufszentrum verwandeln, in welches Kundenströme fliessen und in dem Einkaufen nicht zum Stresserlebnis sondern zum Einkaufserlebnis wird. Aber nicht nur ein Ort des Konsums soll das Zentrumsein. Nein auch ein Ort der Begegnung. Ein attraktives Begegnungszentrum für Jung und Alt. Und auch nach 19.00 Uhr soll im Stadtzentrum nicht Ruhe herrschen, tote Gassen, tote Hosen. Nein, auch abends soll es belebt sein, bewohnt von urbanen Menschen, die sich nicht am pulsierenden Leben stossen. Belebt durch Restaurantbesucher und Dorfplatzstimmung.

Das ist - meine Damen und Herren - ein ehrgeiziger Plan. Und es braucht einen langen Atem ihn umzusetzen. Der Zeithorizont erstreckt sich über das Jahr 2030 hinaus. Doch schauen Sie sich die konkreten Pläne und Modelle einmal an. Wir haben sie mitten in Uster ausgestellt. In der «Kunstkiste» zwischen dem «Illuster» und dem «Molino». Schauen Sie hin und Sie werden erkennen, das sind keine Hirngespinste, planerische Gedankenspiele, toter Buchstabe. Nein, das sind klare Vorstellungen, die sich in konkreten Projekten ausdrücken.

Die Ausstellung in der Kunstkiste ist eine Trilogie. Sie zeigt in Teil 1 das Testplanungsverfahren, aus dem sich die fünf Interventionsgebiete herauskristallisierten. In Teil 2 liegt der Fokus auf der Entwicklung des Zeughausareals und in Teil 3 auf den einzelnen Entwicklungsgebieten wie zum Beispiel «am Stadtpark», «Kern Süd» oder «Gerichtsplatz».
Ich hoffe, dass möglichst viele Einwohnende einen Blick in die Ausstellung werfen, erkennen, was in unserer schönen Stadt Uster heute ab geht und vom «feu sacré» angesengt werden, so dass sie alsdann diese ehrgeizigen Pläne mittragen. In der Zentrumsentwicklung steckt ein grossartiges städtebauliches und wirtschaftliches Potenzial. Wir wollen und werden es nutzen.

Wohn- und Lebensqualität hat seinen Preis. Aber Uster steht dank gesunder Finanzpolitik finanziell sehr gut da. In den letzten Jahren konnten wir die Steuern gleich mehrere Male senken. Dank sorgfältiger Finanzpolitik war es sogar möglich, das Nettovermögen stetig zu mehren, auf heute 72,7 Millionen, das sind pro Einwohner 2‘223 Franken. Gleichzeitig gelang es, die langfristigen Schulden auf heute 34.8 Millionen Franken zu senken.

Vergleichen Sie unseren Staatshaushalt mit den Schuldenhaushalten in Europa oder auch anderen Schweizer oder Zürcher Städten! Allerdings stehen in den kommenden Jahren auch verschiedene grössere Investitionen an. Die Sanierung und Erweiterung des Hallenbades, der Neubau des Schulhauses Krämeracker, das Kulturzentrum im Zeughausareal also die Ersatzbauten für den Stadthofsaal und das Kino Central und als viertes Grossprojekt der Bau von neuem Verwaltungsraum an der Oberland- / Dammstrasse. Wir brauchen diesen Raum, um die sehr hohen Fremdmieten abzubauen. Ob wir uns all diese Projekte leisten können, kann heute noch nicht abschliessend beantwortet werden. Aber eines ist klar, wenn wir an der Winterthurerstrasse auf eigene Kosten eine Unterführung bauen müssen, eine Unterführung die kein Problem löst, hat dies für andere Projekte ernsthafte Konsequenzen.

Und wenn wir schon bei den Finanzen sind noch zwei/drei Zahlen zu den Steuereinnahmen seitens der natürlichen Personen. Durchschnittlich bezieht ein Ustermer Steuerzahler nicht gebührenpflichtige staatliche Leistungen im Wert von 4‘400 Franken! Frage ist, wie viele Ustermer Steuerzahler auch tatsächlich 4‘400 Franken Steuern bezahlen oder sogar mehr? Nun, es sind nur gerade 53.4 Prozent. Mit anderen Worten, 46.6 Prozent unserer Steuerzahler beziehen mehr staatliche Leistungen als sie bezahlen. Sie profitieren also von den Steuerabgaben der anderen Hälfte.

Und noch eine Zahl ist interessant: 15 % der steuerzahlenden natürlichen Personen unserer Stadt berappen 59 % des gesamten Steueraufkommens von natürlichen Personen. Ich denke es ist an der Zeit, diesen Personen, im Namen aller dafür zu danken - auch wenn sie die Steuern nicht freiwillig zahlen, sondern dies aufgrund der Bestimmungen unserer Steuergesetzgebung tun. Aber ihnen gebührt trotzdem Dank, denn diese 15 % finanzieren und ermöglichen erst unsere so hohe Wohn- und Lebensqualität.
Und wenn ich gerade von Wohnqualität spreche: Bundesbern will für den Flughafen Zürich den sogenannten «Südstart straight» forcieren. Nicht nur bei Nebel oder Bise, also im Ausnahmefall. Nein, ohne Beschränkung, für den alltäglichen Flugbetrieb. Das heisst nichts anderes, als Uster plötzlich und neu unter eine Abflugschneise zu liegen kommt. Noch wissen wir nicht wie viele Flugzeuge über Uster starten werden und in welcher Höhe. Aber wir wissen, dass Starts zwei- bis dreimal so laut sind wie Landungen. Dieser «Südstart straight» dient allein der Kapazitätserhöhung des Flughafens Klotens. Dies gilt es zu verhindern, auf allen Ebenen und mit allen Mitteln.

Und noch in höherem Mass gilt dies für die abstruse Idee den Flughafen Dübendorf für die zivilaviatische Nutzung zu öffnen. Das Motiv ist offensichtlich, es geht darum die Privatfliegerei vom Flughafen Zürich nach Dübendorf auszulagern und damit zusätzliche Kapazitäten für Kloten zu gewinnen. Die fatale Folge wäre eine gleich doppelte Mehrbelastung der Bevölkerung durch Lärm und damit eine erhebliche Minderung der Lebensqualität. Einerseits durch den Mehrverkehr beim Flughafen Zürich und andererseits durch die neuen Emissionen der Zivilluftfahrt in Dübendorf. Diese Mehrbelastung stünde in keinem Verhältnis zum volkswirtschaftlichen Gewinn für Region und Kanton.
Zwei kantonale Projekte bewegen Uster. Zum einen der Neubau der Kantonsschule Uster beziehungsweise die Sanierung des bestehenden Berufsschulhauses. Die Kreditvorlage kommt dieses Jahr bald einmal im Kantonsrat zur Abstimmung. Das Neu- und Umbauprojekt ist für den Bildungsstandort Uster und die Umsetzung des Gedankens des Bildungszentrum Uster von allergrösster Bedeutung. Deshalb unterstützt der Stadtrat das Vorhaben wo er nur kann.

Das zweite kantonale Projekt ist «Uster West». Der Verkehr auf der Winterthurerstrasse hat in den letzten Jahren massiv zugenommen. Das Verkehrsaufkommen ist zwischenzeitlich grösser als im Gotthardtunnel. Der Verkehr staut sich beim Bambus- und beim Nashornkreisel. Bei geschlossener Barriere an der Winterthurerstrasse zusätzlich auf der Oberland- / Dammstrasse. Die Lärmbelastung wird langsam unerträglich, der öffentliche Verkehr wird massiv behindert, es entsteht Schleichverkehr in den Wohnquartieren. Die Lösung ist «Uster West». Das Projekt lenkt den Verkehr vom Zentrum weg über die Bahnüberführung am Rande von Uster in die Zürichstrasse.
Der Kantonsrat hat den Kredit für Uster West bereits gesprochen. Niemand ergriff das Referendum gegen diesen Entscheid. Doch eine Handvoll Aktivisten versuchen die Realisierung nach wie vor durch alle möglichen und unmöglichen Rechtsmittel zu verhindern. Mit grossen Kostenfolgen für den Steuerzahler.

Zwei Themenkreise möchte ich noch kurz erwähnen. Der Anteil der älteren Bevölkerung wird in den nächsten Jahrzehnten erheblich zunehmen. Was heisst das für unsere Stadt? Die Abteilung Gesundheit hat nach einem breiten Vernehmlassungsverfahren eine Altersstrategie ausgearbeitet. Diese zeigt auf, wie das städtische Angebot für Menschen im Alter künftig aussehen wird und mit welchen Massnahmen dieses Ziel erreicht werden soll und kann. Die Stadt Uster ist bereit, sich den neuen Herausforderungen zu stellen.
Die Sozialhilfequote ist in der «Wohnstadt am Wasser» nach wie vor extrem tief. In Biel empfangen von 100 Einwohnenden 11 Sozialhilfe. In Lausanne sind es deren zehn in Zürich fünf. Im gesamtschweizerischen Durchschnitt drei und in Uster? In Uster sind es gerade einmal 1,3. Das ist nicht nur finanziell sehr erfreulich sondern auch von der Seite des Menschlichen.

Soweit mein Rück- und Ausblick; mein Bericht zur Lage der Stadt Uster. Nun aber wünsche ich Ihnen allen von ganzem Herzen Entspannung, Zufriedenheit, Gelassenheit und auch etwas Optimismus. Und vielleicht auch ein Quäntchen Bescheidenheit, vielleicht sogar Dankbarkeit. Dankbarkeit, dass es uns allen materiell so gut geht. Das ist keineswegs selbstverständlich. Sehen Sie hin, was sich rund um die Schweiz herum abspielt. Da verblasst doch das, was uns täglich Sorgen bereitet, was uns ärgert, ja entrüstet zur absoluten Belanglosigkeit. Lassen sie uns das, was wir erreicht haben - Wohlstand, Sicherheit und Stabilität - geniessen, ohne in Überheblichkeit und Anmassung zu verfallen. Lassen sie uns 2014 weniger klagen, weniger anklagen und weniger übelnehmen.

Zum Schluss möchte ich mich bedanken. Ich bedanke mich bei Herr Zuppinger, dem Informationsbeauftragten der Stadt Uster, der den heutigen Anlass so umsichtig organisiert hat. Der Dank geht aber auch an die Mitglieder des Ortsvereins Kirchuster, welche - wiederum und in grosser Treue - für einen reibungslosen Ablauf dieses Anlasses und unsere Bewirtung sorgen.

Ihnen allen, Ihren Familien und unserer schönen Stadt wünsche ich ein erfolgreiches, ein friedvolles, ein gerechtes und ein von Verantwortung und Vertrauen geprägtes Jahr 2014. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

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