Vorstösse der SP Uster im Gemeinderat

03. November 2004

Zukunft der Stadt- und Regionalbibliothek

Anfrage von Barbara Thalmann

Die Ustermer Stadt- und Regionalbibliothek ist eine überaus erfolgreiche Dienstleistungsinstitution. Sie weist mit rund 11'000 Besucherinnen und Besuchern pro Monat und mit sehr hohen Medienumsätzen einmalige Spitzenzahlen aus.

Gemäss Kriterien und Empfehlungen der kantonalen Bibliothekskommission genügen aber etliche Um-stände den heutigen Verhältnissen nicht mehr. Am dringendsten ist das Platzproblem. Pro EinwohnerIn müssten 0.7 Medien mehr zur Verfügung stehen, das heisst, zu den 51'000 bestehenden Medien kämen 21'000 Medien mehr, was eine Vergrösserung des Bestandes von gut 40% mit dem entsprechendem Platzmehrbedarf bedeutet. Auch die wöchentlichen Öffnungszeiten müssten um zehn Stunden erhöht werden. Für die Umsetzungen dieser Standardanpassungen genügt auch der jetzige Personalbestand wohl kaum. Alles in allem ist offensichtlich, dass die Stadt- und Regionalbibliothek mit dem Bevölkerungswachstum und der Urbanität von Uster nicht Schritt gehalten hat. Zudem hat das jahrelange Warten auf den Standort Kern Nord die Entwicklung der Institution blockiert, was einen zusätzlichen Nachholbedarf mit sich bringt.

Im heutigen Bibliothekswesen ist die Tendenz zur Zentralisation feststellbar. Kleinere Bibliotheken werden geschlossen, grössere ausgebaut. Umso wichtiger wird in Uster der Einbezug der Region. Die Stadt- und Regionalbibliothek Uster bezieht vom Kanton erhebliche jährliche Beiträge. Erfüllt sie die Ansprüche der Regionalität nicht mehr, werden diese gestrichen.

Ich frage den Stadtrat an:

  1. Wie soll sich die Stadt- und Regionalbibliothek nach dem Entscheid, nicht in den Kern Nord zu wechseln, sondern am alten Standort zu bleiben, positionieren? Welchen Stellenwert im Rahmen der öffentlichen Angebote erhält sie?
  2. Welche Grundsätze verfolgt die Institution?
  3. Gibt es Visionen, wie eine öffentliche Biblio- und Mediathek in einer Stadt wie Uster künftig aussehen soll? Wie sähen diese aus?
  4. Wieweit ist es möglich, jene Ideen, die für den Kern Nord entwickelt wurden, auf die nun fest-gelegte Situation zu übertragen?
  5. Sind die Leistungsziele «allgemeine öffentliche Bibliothek» und «der gesamten Bevölkerung den Zugang zu den Medien ermöglichen» mit den angestrebten Gebührenerhöhungen vereinbar?
  6. Wie viele Investitionen und Betriebsbeiträge will sich der Stadtrat in Zukunft im Bezug auf die Bibliothek leisten?
  7. Wie sieht die Aufgabenteilung zwischen den Schulbibliotheken und der Stadt- und Regionalbibliothek aus? Sind Synergien möglich und sinnvoll, insbesondere zwischen Oberstufe, Kantonsschule oder Bildungszentrum (das bekanntlich keine eigene Bibliothek erhält)?

 

Der Stadtrat beantwortet die Anfrage wie folgt:

Zu Frage 1: Die Stadt- und Regionalbibliothek ist eine 40jährige öffentliche Einrichtung der Stadt Uster im Bereich Information/Bildung/Kultur/Freizeit. Im Rahmen des städtischen Angebotes nimmt sie in diesem Bereich eine zentrale Stelle ein. Im Jahre 2004 verzeichnete sie gegen 138'000 Besucherinnen und Besucher. Seit 1969 ist sie eine vom Kanton anerkannte und finanziell unterstützte Regionalbibliothek. Leistungen, Standards und Entschädigungen sind im «Kontrakt betreffend die Führung einer Regionalbibliothek und die teilweise Leistungsabgeltung durch den Kanton» festgehalten. Zurzeit erfüllt die Stadt- und Regionalbibliothek Uster alle darin geforderten Standards.

Zu Frage 2: Die Stadt- und Regionalbibliothek richtet sich – im Sinne einer allgemeinen öffentlichen Bibliothek – an die gesamte Bevölkerung von Stadt und Region Uster. Sie gewährleistet die bibliothekarische Grundversorgung für ihr Einzugsgebiet. Dabei arbeitet sie professionell, kundenorientiert und kostenbewusst. Im Rahmen dieser Grundsätze wird sie – entsprechend der zukünftigen Strategie für die Stadt Uster – die nötigen Schwerpunkte setzen.

Zu Frage 3: Die Planung der neuen Bibliothek im Kern war bereits weit fortgeschritten, als – aus Spargründen – im Sommer 2004 beschlossen wurde, die Bibliothek am jetzigen Standort zu belassen. Daher liegen nicht «Visionen», sondern bereits recht detailliert ausgearbeitete Grundlagen vor, wie die Biblio- oder Mediathek Uster künftig aussehen und funktionieren soll. Stichworte dazu sind: genügend grosses Medienangebot im Verhältnis zur Bevölkerungsgrösse, verbesserte Zugänglichkeit / erweiterte Öffnungszeiten (z.B. 46 Stunden pro Woche, täglich geöffnet), ausgebauter Fremdsprachenbestand (Integration), Mediensicherung und Selbstverbuchung, zusätzliche Arbeits- und Leseplätze, bessere Raumaufteilung inkl. ruhigere Zonen, Lese-Cafe, flexiblere Raumeinteilung (auch für Veranstaltungen nutzbar), Trennung von Ausleihe-/Rückgabe und Information, regelmässige Einführungen für Interessierte usw.

Zu Frage 4: Das Betriebskonzept, das für die neue Bibliothek im Kern Nord erarbeitet wurde, kann grundsätzlich auch an der Bankstrasse realisiert werden. Voraussetzung dafür sind: Erweiterung der Bibliotheksfläche unter Einbezug des UG und des 1. OG an der Bankstrasse 17 und / oder unter Einbezug der in absehbarer Zeit frei werdenden Räumlichkeiten an der Bankstrasse 13 (Verlegung der Paul Kläui-Bibliothek); Ausbau der Infrastruktur und des Medien- und Dienstleistungsangebotes und Bewilligung der dafür notwendigen Investitionsmittel und höheren Betriebsmittel. Eine erste Machbarkeitsstudie zur Erweiterung der Bibliothek an der Bankstrasse 17 liegt vor.

Zu Frage 5: Mit dem Gemeinderatsbeschluss, den Kostendeckungsgrad der Bibliothek auf 22% zu erhöhen, wurde eine Erhöhung der Gebühren unumgänglich, da sich der Aufwand - ohne entsprechenden Leistungs- und Stellenabbau - nicht weiter reduzieren lässt. Nach Einführung der neuen Gebühren (ab 1.3.2005) wird sich weisen, in wieweit die Leistungsziele und die Gebührenerhöhung miteinander vereinbar sind.

Zu Frage 6: In Anbetracht der finanziellen Situation der Stadt Uster und im Rahmen der Sparbemühungen können für die nächsten Jahre (2005-2007) keine grösseren Investitionen in Betracht gezogen werden. Auf das Jahr 2008 hin (Auslauf des Mietvertrages per 30. Juni 2008) ist die zukünftige, mittel- und langfristige Situation der Stadt- und Regionalbibliothek frühzeitig zu planen. Dabei soll der Stadtrat darüber entscheiden, ob die Bibliothek auch in Zukunft als Stadt- und Regionalbibliothek oder nur mehr als Stadtbibliothek geführt werden soll. Bis dahin werden sich die Betriebsmittel im gegenwärtigen Rahmen bewegen.

Zu Frage 7: Gemäss ihrem Auftrag steht die Stadt- und Regionalbibliothek der gesamten Bevölkerung ihres Ein-zugsgebietes zur Verfügung, die Schulbibliotheken (exkl. Bibliothek Wüeri, Nänikon) jedoch richten sich ausschliesslich an die Schüler- und Lehrerschaft. Die in Uster geplante Ansiedlung der Mittelschule wird einen Ausbau der jetzt schon bestehenden Berufsschulmediathek mit sich bringen. Es wird also zwingend, dass sich alle Schulbibliotheken gegenseitig vernetzen, absprechen (zB für Themenschwerpunkte) und ihr Angebot innerhalb des gesetzlichen Minimalauftrages ansiedeln, damit der Schritt, auch die Stadt- und Regionalbibliothek zu nutzen, selbstverständlich wird. Für Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe und insbesondere der Oberstufe ist es zumutbar, für umfangreichere Schularbeiten die Stadt- und Regionalbibliothek aufzusuchen. Das Nutzen von Synergien innerhalb der Ustermer Bibliothekenlandschaft muss prioritäres Ziel werden. Nur so kann der Druck für die längst fällige Neuorientierung der Stadt- und Regionalbibliothek aufrecht erhalten bzw. noch gesteigert werden. Mittel, die bei Betrieb und Infrastruktur von Schulbibliotheken eingespart werden, können so der Stadt- und Regionalbibliothek zu gute kommen. Der Beitrag des Kantons für das Jahr 2004 betrug Fr. 85'291.--. Für das Jahr 2005 ist ein Beitrag von Fr. 87'000.—budgetiert. Dieser Beitrag würde bei einem Entscheid gegen eine Regionalbibliothek entfallen.

Zurück