Vorstösse der SP Uster im Gemeinderat

29. September 2005

Schwimmunterricht an der Primarschule Uster

Anfrage von Barbara Thalmann, Regula Trüeb und Christian Hartmeier (EVP)

Der Schwimmunterricht in der Ustermer Unterstufe sorgt in der Bevölkerung (u.a. unter Kindern,Eltern und Politiker/innen) immer wieder für Gesprächsstoff und Kontroversen. Die einen klagen über die wenigen Schwimmlektionen, die oft nicht reichen, damit ein Kind genügend schwimmen lernt. Andere kritisieren den späten Zeitpunkt des Schwimmunterrichts in der 2. Klasse, einen Zeitpunkt, an dem gewisse Kinder schon schwimmen können. Wieder andere zweifeln grundsätzlich an der Berechtigung des Schwimmunterrichts als Schulfach. Sie möchten das Schwimmen wegsparen und das Erlernen dieser Fähigkeit dem Elternhaus überlassen.

Durch den tödlichen Unfall eines 11-jährigen Mädchens, das in diesem Sommer im Greifensee ertrunken ist, hat diese Diskussion zusätzliche Brisanz. Dieser tragische Vorfall zeigt die Gefahr des Wassers und misst dem Schwimmunterricht für alle Kinder auch als Integrationsfaktor eine neue Bedeutung zu.

Vor diesem Hintergrund ist die Mitteilung der Primarschulpflege, dass die jetzigen ca. 30 Näniker 2.-Klässler/innen „aus organisatorischen Gründen“ erst in der 3. Klasse Schwimmunterricht haben, für deren Eltern völlig unverständlich und hat in Nänikon Protestaktionen ausgelöst.

Uster definiert sich seit jeher durch seine Lage am Greifensee. Auch im neuen Strategiepapier streicht der Stadtrat die Seenähe und den Aabach, den er mit Uferbebauungen neu aufwerten will, als wichtige Standortfaktoren heraus.

Zudem positioniert sich Uster als „Sportstadt“, nimmt am Projekt „Bewegungsnetz“ von Magglingen teil und beherbergt den erfolgreichsten Schwimmclub der Schweiz.

Aus all diesen Gründen scheint es uns wichtig, notwendig und nur konsequent, den Schwimmunterricht an der Primarschule zu überdenken und der Strategie der Stadt und den Bedürfnissen der Bevölkerung anzupassen.

Wir fragen die Primarschulpflege Uster deshalb an:

  1. Welches Lernziel verfolgt der Schwimmunterricht in der Primarschule Uster (PSU) derzeit?
  2. Genügt ein Jahr Schwimmunterricht (40 Lektionen) in der 2. Primarschulklasse, damit alle Kinder dieses Lernziel erreichen? Erfüllt die PSU mit ihrem Schwimmangebot die kantonalen Vorgaben und Lernziele?
  3. Ist der Zeitpunkt, Schwimmen in der 2. Primarschulklasse anzubieten, pädagogisch und vom Grundsatz der Sicherheit her sinnvoll? Warum wird der Schwimmunterricht nicht wie in anderen Gemeinden früher (1. Klasse oder Kindergarten) angeboten?
  4. Welche Anforderungen müssen die Schwimmlehrpersonen der Primarschule Uster erfüllen? Werden sie wie die übrigen Ustermer Lehrpersonen regelmässig von der Schulpflege besucht und betreut? Wird die Qualität ihres Unterrichts beurteilt (MAB)?
  5. Wie viele Schwimmlektionen bieten vergleichbare Gemeinden mit Seeanstoss im Kanton Zürich auf der Kindergarten-/Primarschulstufe an (Übersichtsliste mit Gemeinden am Greifen-, Pfäffiker- und Zürichsee)?
  6. Welche finanziellen und organisatorischen Konsequenzen hätte die Verdoppelung oder Verdreifachung des Schwimmunterrichts auf 80 bzw. 120 Lektionen? Würde die Kapazität des Hallenbades dazu reichen? Wäre die Primarschulpflege bereit, für den Schwimmunterricht mit anderen Gemeinden (z. B. Greifensee) zusammenzuarbeiten?
  7. Welche Strategie möchte die Primarschulpflege bezüglich des Schwimmunterrichts in Zukunft verfolgen?

 

Die Primarschulpflege beantwortet die Anfrage wie folgt:

Zu Frage 1: Der Schwimmunterricht an der Primarschule Uster kann zur Zeit als Lernziel nur die sogenannte „Wassergewöhnung“ anstreben, ohne das eigentliche Ziel des „Schwimmen-Könnens“ zu erfüllen. Grund: Eine bessere oder gar individuelle Ausbildung mit so wenig Zeit in einem öffentlichen Hallen- bad ist nicht möglich. Zudem sind die Klassen mit teilweise bis zu 29 Kindern pro Fachperson zu gross, so dass für das einzelne Kind kaum noch Zeit bleibt.

Zu Frage 2: Ein Jahr Schwimmunterricht (40 Lektionen) in der 2. Primarklasse reicht unter den gegebenen Umständen für die Wassergewöhnung, aber nicht für mehr. Die kantonalen Vorgaben und Lernziele werden heute nicht erfüllt. Im Lehrplan des Kantons Zürich sind punkto Sport folgende Lektionenzahlen pro Jahr vorgesehen:

Grundbewegung 20 Lektionen

Koordination 10 Lektionen

Spiel 10 Lektionen

Total 40 Lektionen

Als Folge des Zeitverlustes für Transport, Sammeln und Umkleiden halten sich die Kinder bestenfalls 20 Lektionen im Wasser auf.

Zu Frage 3: In pädagogischer und sicherheitstechnischer Hinsicht ist die Ausbildung in der 2. Primarklasse sinnvoller als gar kein Schwimmunterricht. Idealer wäre allerdings ein Programm mindestens in der 1. und 2. Primarklasse. Die Arbeitsgruppe der Primarschulpflege prüft auch diese Variante.

Zu Frage 4: Die Schwimmlehrpersonen müssen die gleichen Grundvoraussetzungen erfüllen wie alle anderen Lehrpersonen der Primarschule (Lehrbefähigung, abgeschlossene Ausbildung für ihr spezifisches Fach). Sie werden wie alle anderen Lehrkräfte regelmässig besucht und betreut. Auch bei ihnen wird mindestens in einem 4-Jahres-Turnus eine Mitarbeiterbeurteilung (MAB) durchgeführt. Besucht werden die Schwimmlehrpersonen durch Schulleiter/innen und durch Mitglieder der Primarschulpflege (gemäss Besuchsordnung der Schulpflege).

Zu Frage 5: Die Umfrage in einigen Schulgemeinden mit Seeanstoss hat ergeben, dass zwei von vier Gemeinden den Primarschüler/innen von der 1. bis zur 6. Klasse eine Wochenstunde Schwimmunterricht anbieten. Eine Gemeinde führt von der 1. bis zur 4. Klasse eine Wochenlektion und in der 5. Klasse eine Lektion alle zwei Wochen durch. Eine weitere Gemeinde bringt den Schüler/innen das Schwimmen in der 1. bis 3. und in der 5. und 6. Klasse mit einer Lektion alle zwei Wochen bei. In allen angefragten Gemeinden wird somit im Vergleich mit der Primarschule Uster ein Mehrfaches an Schwimmlektionen erteilt.

Zu Frage 6: Der Wunsch der Schwimmlehrer/innen wäre es, im ersten Jahr im Klassenverband zu unterrichten und im zweiten Jahr den Schwimmunterricht in Leistungsklassen abhalten zu können. Dies ergäbe rund 80 Lektionen. Die Kosten würden sich also gegenüber heute von ca. CHF 50'000 auf CHF 100'000 verdoppeln. Die Benützung des Hallenbades muss in Zusammenarbeit mit der Betriebsleitung geplant und die heutige Situation optimiert werden.

Zu Frage 7: Die Strategie ist wie schon erwähnt in Bearbeitung. Aus Qualitätsüberlegungen müsste grundsätzlich eine Ausweitung des Schwimmunterrichts erfolgen, was zu höheren Kosten führen wird. Als attraktive Wohnstadt mit Seeanstoss und aus Sicherheitsgründen muss die Stadt Uster dafür sorgen, dass ihre Schüler/innen schwimmen können.

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