Vorstösse der SP Uster im Gemeinderat

13. Januar 2009

Bildungsstandort Uster

Anfrage von Regula Trüeb

In seiner stadträtlichen Strategie 2006 – 2010 schätzt der Stadtrat Uster ein «überdurchschnittliches Bildungsangebot» als eine der drei wichtigsten Stärken von Uster ein, um die Stadt als Wohn- und Arbeitsstandort zu positionieren. Um das angestrebte «auf allen Stufen (...) vielseitige und hervorragende Bildungsangebot» umzusetzen, nennt der Stadtrat unter anderem folgende Massnahmen:

  • «die Ansiedlung der Mittelschule aktiv unterstützen»
  • «Grundstücke für zukünftige Schulbauten (Nutzungsplanung) unterstützen»
  • «gemeinsame Aktivitäten aller Bildungsträger in Uster anstreben»

Nach dem Abbruch des Projektes zum Bau des Primarschulhauses Krämeracker und der vorläufigen Sistierung des Neubaus der Mittelschule in Uster durch den Regierungs- und Kantonsrat wird die Umsetzung der stadträtlichen Strategie in Frage gestellt.

Es zeichnen sich aber auch Chancen für den Bildungsstandort Uster ab. So ermöglicht das überwältigende Nein der Gemeindeversammlung Maur vom 8. Dezember 2008, dem Lycée Français Land zu verkaufen, dem Stadtrat die Möglichkeit, wieder mit der französischen Privatschule über den Standort Hohfuren zu verhandeln (vgl. Lokalpresse).

Vor diesem Hintergrund frage ich den Stadtrat an:

  1. Welche Standortvorteile für Uster verspricht sich der Stadtrat durch die Ansiedlung von Bildungsinstitutionen, insbesondere von öffentlichen Schulen des sekundären und tertiären Bereichs sowie Privatschulen?
  2. Welche Rahmenbedingungen schafft die Stadt Uster und welche konkreten Anstrengungen unternimmt der Stadtrat, um neue Bildungsinstitutionen nach Uster zu holen und bereits bestehende in Uster zu halten?
  3. Welche Gebiete in Uster eignen sich ausser der Hohfuren für die Ansiedlung von Bildungsinstitutionen? Warum gerade diese?
  4. Gibt es ausser dem Lycée Français noch weitere Bildungsinstitutionen, die am Standort Uster interessiert sind oder mit denen der Stadtrat in Verhandlung steht? Wenn ja, welche?
  5. Besteht bereits ein Verkehrskonzept für das Gebiet Hohfuren als Bildungsstandort? Wenn ja, wie sieht dieses aus?
  6. Welche Standortbedeutung für Uster misst der Stadtrat dem Bildungszentrum Uster (BZU) bei, das vier Schulen (Gewerblich-Industrielle und Kaufmännische Berufsschule mit Berufsmittelschulen, Höhere Fachschule und Kantonsschule Glattal) vereinigt.
  7. Setzt der Stadtrat sich beim Kanton für die Beibehaltung des Bildungszentrums (BZU) ein? Was unternimmt der Stadtrat konkret, damit die vier von Platzproblemen geplagten Schulen möglichst bald «unter einem Dach» am geplanten Standort Hohfuren Platz finden?
  8. Welche baulichen Übergangslösungen sieht der Stadtrat für die Kantonsschule Glattal vor, falls der Neubau für die Mittelschule nicht rechtzeitig erstellt werden kann und die Bewilligung des provisorischen Pavillons abläuft?

Ich bedanke mich für Beantwortung meiner Fragen.

 

Der Stadtrat beantwortet die Anfrage wie folgt:

zu Frage 1: Die Bildungsangebote einer Stadt und Region stellen für Wohnsitz suchende oder Wohnsitz wechselnde Menschen ein bedeutsames Kriterium der Wohnortwahl dar. Bildungsräume bieten Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten für alle Bewohnerinnen und Bewohner von Uster, vom Kleinkind- bis ins Seniorenalter.

Wirtschaftlich gut entwickelte Regionen zeichnen sich durch die Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften aus. Mit dem technischen Fortschritt und der steigenden Komplexität der Wirtschaft steigt die Nachfrage nach gut und sehr gut ausgebildeten Mitarbeitenden. Das Kapital fliesst dorthin, wo genügend qualifizierte Arbeitskräfte vorhanden sind. Mit der Ansiedlung von Bildungsinstitutionen fördern wir gleichzeitig auch die Ansiedlung von Unternehmen, die Wohnsitznahme der Mitarbeitenden sowie der Lehrkräfte.

Gerade kleinere und mittlere Unternehmen, welche die Unternehmenslandschaft in Uster dominieren, sind auf Mitarbeitende mit breitem und gutem Wissen angewiesen, wie sie die Schulen des sekundären und tertiären Bereichs hervorbringen.

Der Stadtrat wird sich im Juni einen weiteren und vertieften Einblick über die Standortvorteile von Schulansiedlungen für Uster verschaffen. Die dafür noch zu erarbeitenden Grundlagen sollen für die Einschätzung der Relevanz obgenannter Faktoren für Uster dienen.

zu Frage 2: Die wesentlichen Rahmenbedingungen wurden bereits geschaffen:

  • Landabtausch mit Kanton Zürich für die Ansiedlung der Mittelschule im Gebiet Hohfuren. Dieses Grundstück ist in nur wenigen Gehminuten vom Bahnhof erreichbar. Zudem bestehen ausgezeichnete Synergiemöglichkeiten mit dem Berufsbildungszentrum.
  • Im Gebiet Hohfuren steht Land (17 488 m2) bereit für die Ansiedlung von privaten und internationalen Schulen.
  • Sehr gute Erschliessung des Bildungsstandortes Uster mit dem öffentlichen Verkehr.

Unterstützung:

  • Tatkräftige Unterstützung der Mittelschule (Provisorium Pavillon) und Vermittlung von geeigneten Räumlichkeiten für zusätzliche Schulungsräume für Zusammenführung der Provisorien an einen Standort, bis Neubau erfolgt ist. Die Zusammenführung an einen Standort ist Gegenstand weiterer Bemühungen. Diese müssen aber von der Bildungsdirektion, der Baudirektion des Kantons Zürich und der Kantonsschule Glattal weiterverfolgt werden.
  • Baurechtlicher Vorentscheid bezüglich Schulnutzung im Gestaltungsplangebiet Hohfuren.
  • Die Koordinationsgruppe Wirtschaftsansiedlung hat intensive Besprechungen mit interessierten privaten und internationalen Schulen geführt. In diesen Gesprächen wurden Fragen der Interessenten bezüglich Landkauf, Verfahren, Baurecht und Synergiemöglichkeiten mit dem Berufsbildungszentrum (in Anwesenheit von Hanspeter Schneider, Zentrumsleiter) beantwortet. Die Besprechungen fanden vor Ort, d.h. im Berufsbildungszentrum und auf dem Bauareal, statt. Zudem wurde eine internationale Schule an ihrer jetzigen Wirkungsstätte von der Koordinationsgruppe besucht.

Die Koordinationsgruppe setzt sich wie folgt zusammen:

  • Martin Bornhauser, Stadtpräsident
  • Hansjörg Baumberger, Stadtschreiber
  • Michel Geelhaar, ab Januar 2009 Dieter Günthard, Wirtschaftsförderer
  • Thomas Bornhauser, Leiter Liegenschaften
  • Peter Pfeifer, Leistungscontroller
  • Stefan Reimann, Leiter Hochbau
  • Walter Ulmann, Stadtplaner

Ebenfalls anwesend waren an verschiedenen Sitzungen die Vertreter der kantonalen Wirtschaftsförderung, Abt. Internationale Schulen & Relocation.

Mit der Japanischen Schule in Uster bestehen enge Beziehungen. An Anlässen der Japanischen Schule sind Vertretende des Stadtrates, der Verwaltung und der Wirtschaftsförderung anwesend. In den letzten vier Jahren wurden zwei Japan-Tage in Uster durchgeführt.

Bezugnehmend auf die Anfrage von Simone Michel wird eine Vorfinanzierung des Projektes Kantonsschule Glattal, um einen Verzug abfangen zu können, vom Stadtrat abgelehnt.

zu Frage 3: Ein Standort für Bildungsinstitutionen muss sich u.a. an den Bedürfnissen der entsprechenden Interessierten orientieren. Im Mittelpunkt steht der notwendige Flächenbedarf. Kerngrössen sind dabei die Anzahl der Klassenzimmer und der Bedarf an Turnhallen und Aussensportanlagen. Ein weiterer Punkt ist natürlich auch die Frage, wo die Stadt Uster noch entsprechende Landreserven zur Verfügung hat. Bekanntlich liegen diese in der Hohfuren, in der Loren und im Mühleholz. Alle drei Gebiete weisen Vor- und Nachteile auf. In der Hohfuren steht die Synergie mit den bereits bestehenden Bildungseinrichtungen und die zentrale Lage im Vordergrund und im Mühleholz ist es die Nähe zur Sportanlage Buchholz, zur Berufswahlschule und/oder allenfalls auch die gute Anbindung ans Autobahnnetz. Alle drei Areale sind sehr gut durch das öffentliche Verkehrsnetz verbunden. Aufgrund der schnellen Verfügbarkeit des Bodens kann das Zeughausareal nur beschränkt in die Überlegungen miteinbezogen werden.

Aus heutigem Stand beurteilt der Stadtrat das Gebiet Hohfuren als bester Standort für die Schulen. In einer Auslegeordnung im Juni dieses Jahres wird der Stadtrat aufgrund weiterer Abklärungen und Analysen eine konkretere Aussage machen können.

zu Frage 4: Ja. Neben dem Lycée Français haben zwei weitere Schulen angefragt. Es handelt sich um eine internationale und um eine private Schule. Wir bitten Sie um Verständnis, dass aufgrund des Datenschutzes und, um die laufenden Verhandlungen nicht zu gefährden, keine weiteren Angaben gemacht werden können. Mit der internationalen Schule laufen derzeit sehr aktive Verhandlungen.

zu Frage 5: Seit Dezember 2008 ist das Gebiet Niederuster mit den Buslinien 816 und 817 optimal im 15 Minuten-Takt erschlossen. Ein weitergehendes Verkehrskonzept, insbesondere hinsichtlich des motorisierten Individualverkehrs, müsste in Absprache mit der zukünftigen Nutzerin erstellt werden. Vorauszusetzen wäre insbesondere eine sehr eingehende Prüfung von möglichen und zumutbaren baulichen und betrieblichen Massnahmen zur Verminderung von Immissionen für die Nachbarschaft im Sinne des Vorsorgeprinzips. Es muss dabei jedoch auch festgehalten werden, dass die Hohfuren aufgrund des durchgeführten Quartierplanverfahrens vollständig erschlossen ist und die Grundstücke somit alle baureif sind. Aufgrund der aktuellen Anfragen kann teilweise davon ausgegangen werden, dass ein Grossteil der Schülerinnen und Schüler die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen und für den anderen Teil ein Schulbustransport organisiert wird.

zu Frage 6: Tabelle I veranschaulicht die Standortbedeutung der genannten Schulen deutlich. Tendenziell lassen die statistischen Werte die Aussage zu, dass der Standort einer Schule massgeblich die Verteilung der Studierenden zugunsten der Standortgemeinde beeinflusst. Der Stadtrat misst dem Standort des BZU in Uster eine sehr grosse Bedeutung zu. Des Weiteren verweisen wir auf die Antwort 1.

zu Frage 7: Der erste grosse Schritt erfolgte mit dem Landzukauf Hohfuren durch die Stadt. Anschliessend konnten auf dem Gebiet Hohfuren mit dem Gestaltungsplan die raumplanerischen Voraussetzungen für die Erweiterung des Bildungszentrums geschaffen werden. Diese Vorarbeiten ermöglichten anschliessend den Landabtausch mit dem Kanton (Mühleholz/Hohfuren). Die Stadt Uster hat für die Ermöglichung des Standortes Hohfuren eine wichtige Führungsrolle übernommen. Derzeit stehen der Stadtrat, die Verwaltung und Wirtschaftsförderung mit der Regierung, den Kantonsräten, der kantonalen Verwaltung, der Leitung des Berufsbildungszentrums und der Rektorin der Mittelschule in Dübendorf in engem Kontakt. Zudem vertritt Stadtpräsident Martin Bornhauser die Interessen der Stadt und des Bildungszentrums (BZU) bei den obgenannten Gremien in seiner Funktion als Präsident des Delegiertenrates des BZU. Des Weiteren verweisen wir auf die Beantwortung der Frage 2.

zu Frage 8: Siehe Beantwortung von Frage 2 (4. Abschnitt).

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