Vorstösse der SP Uster im Gemeinderat

11. März 1997

Blockzeiten in der Primarschule zur Attraktivitätssteigerung von Uster

Anfrage von Laurenz Steinlin

Uster entwickelt sich nach den Worten unserer freisinnigen Finanzvorsteherin zu einer A-Stadt, nämlich A wie Alleinstehende, Asylbewerber, Ausländer, Arbeitslose und Ausgesteuerte, die alle von der Anonymität einer mittelgrossen Stadt angezogen werden («An zeiger von Uster» vom 8.3.97), also zu einer steuerkraft-verarmenden und problemüberlasteten Gemeinde. In positiver Zuversicht und Gestaltung der Zukunft könnte Uster aber auch eine A-Stadt im Sinne von Attraktion für aufgeschlossene Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer werden, die eine S-Bahn-Viertelstunde von der Zürcher City entfernt eine angenehme Wohnlage in ländlicher Umgebung suchen und durch ihre lohnausweisbedingten hohen Steuern die Finanzkraft von Uster stärken würden.

Zur Attraktivitätssteigerung einer lebendigen Zukunftstadt müsste nicht nur «Uster Mitte» endlich bewohnerfreundlich realisiert, sondern auch das Bildungsangebot verbessert werden. Nachdem eine Filiale der Kantonsschule wegen den schwachen kantonalen Finan zen in Hohfuren auf der langen Bank liegt, sind Qualitätssteigerungen im Volksschulbereich in eigener Verantwortung machbar, Unterlassungen reines Selbstverschulden. Aus meiner Sicht der Dinge als Berufsmittelschullehrer und Gemeindeparlamentarier untersch eidet sich die Bildungspolitik der beiden Ustermer Schulpflegen punkto Zukunftsausrichtung wie Tag und Nacht. Während die Oberstufenschulpflege trotz knappen Geldmitteln innovativ die gesellschaftlichen Probleme der Zeit angeht (Suchtprävention, Schülercaf è), regieren in der Primarschulpflege immer noch die Baufachleute der Hochkonjunktur, die ausser durch Beton keine Veränderungen in den Schulalltag bringen wollen. Da müsste die Finanzvorsteherin von ihrem Parteikollegen und Präsidenten der Primarschulpfle gesofortiges Umdenken fordern, zur Abhilfe gegen Attraktions- und Steuerkraftverlust von Uster.

Bei der Weisung 183 vom 18.9.96 zur Ablehnung der Einzelinitiative «Blockzeiten» hat die Primarschulpflege die politische Brisanz offensichtlich unterschätzt. In einer manipulierenden Antragstellung mit höchstmöglichen Kosten und geringstmöglicher geistige r Auseinandersetzung kommt die Primarschulpflege zu einem Nein, das von vornherein festzustehen schien. Denn in die Weisung geht wenig bis nicht sein von der Arbeit der vorberatenden Gruppe «Pro Block», mit Vertretung der Elterngruppe gleichen Namens, die mit Hilfe von Lehrerinnen und Lehrern in allen Schulhäusern (ausser Nänikon) praktikable und kostengünstige Lösungen gefunden hat. Dagegen findet eine stur angefertigte Liste der Baukommission mit Aufrechnung der maximalen Umbaukosten und der Möblierungspr eise ab Katalog. Die Primarschulpflege als Gesamtbehörde lässt in ihrem Antrag an den Gemeinderat keine eigenständige intellektuelle Problembewältigung sichtbar werden (im Sinne von Kinder- und Elternfreundlichkeit in veränderter Zeit). Die VerfasserInnen der blockzeitablehnenden Weisung 183 zählen nur unstrukturiert Pro und Contra aus einer Befragung der Unterstufenlehrkräfte auf: längst widerlegte Argumente gegen Blockzeiten führen sie langfädig an (mit extermer Schlagseite Richtung VPM/SVP), in keiner we rtenden Stellungnahme aber erwähnen sie die positive Erfahrung vom Start des Pilotprojekts Talacker, auch hier wird das Thema reduziert auf Raum- und Kostenfrage abgehandelt.

In diesem Zusammenhang stelle ich der Primarschulpflege zwei Fragen (zur Ergänzung der unseriösen Weisung vom letzten Herbst) und bitte um Beantwortung vor der Volksabstimmung über Einzelinitiative «Blockzeiten» und Gegenvorschlag: 

  1. Welche Erfahrungen hat die Gemeinde Fällanden seit Einführung der Blockzeiten gemacht (betroffene Kinder, Lehrkräfte, Eltern und Schulpflege)
  2. Wie haben Kinder, Lehrkräfte und Eltern das erste Semester mit Blockzeiten im Schulhaus Talacker erlebt?

 

Die Primarschulpflege beantwortet die Anfrage wie folgt:

Zu Frage 1: Es gehört nicht zum Aufgabenkreis der Primarschulpflege Uster, bei der Schulgemeinde Fällanden eine Umfrage bei betroffenen Eltern, Lehrkräften, Schüler und Schülerinnen und Behördenmitgliedern, über ihre Erfahrungen seit der Einführung der Blo ckzeiten, zu machen. Aufgrund verschiedener Orientierungen in der Presse und an Veranstaltungen können die Erfahrungen jedoch als positiv gewertet werden.

Zu Frage 2: Der Versuch mit Blockzeiten wurde Ende August 1996 im Schulhaus Talacker mit vier Klassen und rund achtzig Schülern und Schülerinnen gestartet. Der Schulversuch wurde von der Primarschulpflege für das Schuljahr 1996/97 und wenn es die räumliche n Verhältnisse zulassen auch für das Schuljahr 1997/98 bewilligt (nach heutigen Erkenntnissen kann der Versuch im Schuljahr 1997/98 fortgesetzt werden).
Nach Abschluss dieser zweijährigen Versuchsphase wird die Primarschulpflege, nach einer eingehenden Bef ragung aller Beteiligten, die Umfrageergebnisse und die daraus zu ziehenden Schlussfolgerungen veröffentlichen.

Bei der Ablehnung der Einzelinitiative durch die Primaschulpflege, anfangs September 1996, konnte deshalb noch nicht auf Erfahrungen aus dem Blockzeiten-Versuch «Talacker» abgestützt werden. Ohne aber einer abschliessenden Beurteilung vorzugreifen, kann ge sagt werden, dass die Rückmeldungen bis heute positiv sind.

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