Vorstösse der SP Uster im Gemeinderat

21. Januar 1998

Jugendleitbild für die Stadt Uster

Postulat von Stefan Feldmann

Der Stadtrat wird eingeladen, für die Stadt Uster zusammen mit interessierten Kreisen (z.B. dem Jugendparlament) ein Jugendleitbild auszuarbeiten, welches über die lang- und kurzfristigen Perspektiven der Jugendpolitik in der Stadt Uster Aufschluss gibt.


Begründung:
Die Jugendzeit ist eine wesentliche Lebens- und Lernphase eines Menschen, in welcher viele Weichen für den weiteren Lebensweg gestellt werden. Sie ist eine Lebensphase starker Veränderungen, permanenter Umstellungen: Eintritt ins Berufsleben, Ablösung vom Elternhaus, Finden einer sexuellen Identität, Ineinklangbringen von eigenen Werten mit gesellschaftlichen Normen und Anforderungen. In dieser Lebensphase sind nicht nur die Jugendlichen gefordert, sich mit diesen Problemstellungen auseinanderzusetzen, sondern auch Eltern, Lehrer/innen und nicht zu letzt die kommunale Gemeinschaft, welche den Jugendlichen Perspektiven aufzeigen muss.

Die an Jugendlichen reiche Stadt Uster hat sich - im Gegensatz zu anderen Gemein den - bis zum heutigen Tag kein eigentliches Jugendleitbild gegeben. Es bestehen zwar sehr allgemein gehaltene Leitsätze für die Vereins- und Jugendkommission der Stadt Uster, ihnen ist aber über Ziele oder Perspektiven der Ustermer Jugendpolitik nichts zu entnehmen. Da in Uster jugendpolitisch zur Zeit einiges im Fluss ist - erinnert sei an die Gründung des Ustermer Jugendparlamentes oder die anstehende Sanierung des Jugend- und Freizeithauses -, ist der Zeitpunkt günstig, dass sich die Stadt Uster ein Jugendleitbild gibt. Ein Jugendleitbild, welches unterstreicht, dass die Stadt Uster die Jugendlichen, ihre Wünsche und Sorgen ernstnimmt. Ein Jugendleitbild, welches allen im Jugendbereich engagierten Personen aufzeigt, welcher Art die in Uster verfolgte Jugendpolitik der nächsten Jahre sein wird.

 

Bericht und Antrag des Stadtrates:

1. Rückblick
Wie in verschiedenen parlamentarischen Vorstössen erläutert und vom Postulanten erwähnt, hat sich die vom Stadtrat im Jahre 1991 gegründete Vereins- und Jugendkommission sowohl mit der Vereinspolitik als auch der Jugendförderung auseinandergesetzt. Ab dem Jahr 1996 hat sich eine Arbeitsgruppe Jugendpolitik mit der Thematik tiefer befasst, aus welcher unter anderem die Impulse zur Bildung eines auf privater Trägerschaft basierenden Jugendparlamentes erfolgten. Seit dem Bestehen des Jugendparlamentes 1997 waren jeweils zwei Personen daraus in der Vereins- und Jugendkommission vertreten. Die Frage nach der Schaffung eines Jugendleitbildes tauchte immer wieder auf. Die Kommission hat dem Stadtrat die Leitsätze vom 23. Mai 1995 vorgelegt, welche zustimmend zur Kenntnis genommen wurde. Die Leitsätze sind kurz und allgemein gefasst und betreffen die Vereins- und Jugendarbeit, wie auch von Gemeinderat Stefan Feldmann erwähnt wird. Die Leitsätze basierten auf der Stadtidee und den Schwerpunkten des Stadtrates.

2. Zusammenschluss der Kommission im kulturellen Bereich
1997 wurden durch die rund 25 Personen der drei städtischen Kommissionen Kulturkommission, Vereins- und Jugendkommission und Kunstkommission Vorbereitungen getroffen, die Kommissionen zusammenzufassen. Der Stadtrat hat der Neuorganisation mit einer 9-köpfigen vorberatenden Kommission «Kulturförderung Uster» im Frühjahr 1998 zugestimmt. Der Vorsitz hat nach wie vor das Stadtpräsidium. Das diesem Zusammenschluss zugrundeliegende Modell beinhaltet ebenfalls die Bildung von Arbeitsgruppen, welchen jeweils die Ressortleiterin bzw. der Ressortleiter der Kommission Kulturförderung Uster vorstehen und diese in ihrer Arbeit unterstützen sollen.
So ist dem Ressort Kinder- und Jugendkultur die Arbeitsgruppe Kinder- und Jugendpolitik angegliedert, in welcher Vertretungen des Jugendparlamentes, des Klein- und Schulkinderbereiches, der Jugendverbände wie Cevi, Pfadi etc. und des Jugend- und Freizeithauses vertreten sind. Gespräche zum Miteinbezug der Schulen sind im Gange. Aufgabe der Arbeitsgruppe ist es, die Informationen aus der Basis zur Kommission Kulturförderung und von der Kulturförderung wieder an die Basis fliessen zu lassen, Anstösse für Projekte, Rückmeldungen über Problemstellungen, Mängel und aktuelle Situationen zu geben.
Die Kinder- und Jugendkultur wurde bewusst im selben Ressort beheimatet, da der Übergang von der Kinder- in die Jugendzeit fliessend stattfindet.

3. Neue Arbeitsweisen
Nach erneuten Diskussionen betreffen Leitbilderarbeitung, Arbeitsweisen im Bereich Kinder- und Jugendkultur – auch angeregt durch das vorliegende Postulat – hat die Arbeitsgruppe im Herbst 1998 der Kulturförderung Uster die Durchführung einer Zukunftswerkstatt im März 1999 beantragt, um die Vernetzung und die gemeinsame Ausrichtung in diesem Bereich zu fördern, was von der Kulturförderung unterstützt wurde.

4. Folgerungen
Der Stadtrat ist aufgrund der anfangs April veröffentlichten Ergebnisse überzeugt, einen laufenden, pragmatischen Prozess gegenüber einer eher theoretische, zeitaufwendigen, kostspieligen und wenig flexiblen Leitbilderarbeitung den Vorzug zu geben. Zudem kann bei einer noch so breit abgestützten Leitbilderarbeitung nur ein Teil der Jugendlichen oder Jugendgruppen einbezogen werden. Auch das Jugendparlament repräsentiert nur ein kleines Segment.
Der Stadtrat will unter Miteinbezug der betroffenen Personen – Kinder, Jugendliche und mit Jugendlichen arbeitenden Gruppen – und der Bevölkerung an der Zukunft und den entsprechenden Projekten arbeiten. Dabei sollen die betroffenen Vereine, Jugendgruppen und Institutionen verbindlich in Realisationen eingebunden werden, um die Partizipation von Vereinen, Kindern, Jugendlichen und Familien zu fördern. So können während der Jahre viele verschiedene Jugendgruppen und nicht organisierte Jugendliche und vor allem der Lauf der Zeit mit all seinen Unbeständigkeiten besser berücksichtigt werden.

5. Zielrichtung in der weiteren Arbeit
Die Jugendpolitik soll unter dem Schwerpunkt des Stadtrates stehen: «Alle sollen das finden, was sie zur eigenen Gestaltung des Lebens brauchen.»
Im Bericht des Stadtrates «Uster 1999/Regionales Zentrum mit Lebensqualität» sind neben den Schwerpunkten die Ziele für eine Stadt mit möglichst hoher Lebensqualität aufgeführt. Das heisst für die Jugend: Genügend und vielseitige Freizeitangebote, vielfältige Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, ein attraktives kulturelles Leben.
Auf folgendes ist besonders zu achten:
Jugendliche sind in ihrer Entwicklung zu selbständigen Erwachsenen mit der Bereitschaft zur Übernahme von Eigenverantwortung zu fördern. Dabei sind speziell dafür genügend Freiräume zu günstigen Bedingungen zur Verfügung zu stellen.
Die Partizipation von Jugendlichen bei Projekten soll vermehrt ein Thema sein.
Das für den Umbau vorbereitete Jugend- und Freizeithaus soll als Treffpunkt und Freiraum für Jugendliche mehr genutzt werden können.
Projekte im ausserschulischen Bereich sollen gefördert und vernetzt werden.
Die Eigeninitiative von Jugendlichen, Jugendgruppen inkl. Jugendparlament ist zu fördern und zu unterstützen.
Als wichtigen Schritt zur Koordination Schule/Freizeit und Verbesserung der Wirkung der Jugendpolitik wird eine vermehrte Zusammenarbeit mit den Schulen angestrebt.

6. Zusammenfassung
Eine Jugendleitbild-Erarbeitung im herkömmlichen Sinn wird abgelehnt. Der Stadtrat will regelmässige Folgeveranstaltungen der Arbeitsgruppe Kinder- und Jugendpolitik wie Zukunftswerkstatt, Stadtentwicklungsgespräche etc. unterstützen, um den Prozess und die Ausrichtung und Vernetzung der Basis auf der Ebene der Betroffenen weiter zu fördern. Diese Arbeitsformen haben weiter den Vorteil, dass die beteiligten Personen der Kinder- und Jugendbereiche voll im Prozess der Entwicklung und Umsetzung integriert sind und so auch ihre Eigenverantwortung in der Vereins-, Kinder- und Jugendarbeit laufend mittragen müssen.

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