Vorstösse der SP Uster im Gemeinderat

06. Juli 2016

Standortbestimmung Frühe Förderung

Anfrage von Monika Fitze, Claudia Wyssen und Christoph Daeniker

Die Stadt Uster war in den vergangenen Jahren bemüht, die Bedürfnisse von Familien mit jungen Kindern zu erkennen. Es entstanden verschiedene Angebote, welche junge Familien in ihrem Alltag unterstützen, seien diese in den Bereichen Erziehung, Bildung, Gesundheit oder Betreuung.

  1. Welche Angebote im Bereich Familien mit Kleinkindern bestehen seitens der Stadt?
  2. Welcher Abteilung/welchen Abteilungen sind diese angegliedert?
  3. Besteht eine Koordination der Angebote?
  4. Wie sind diese untereinander vernetzt?
  5. Wie wird über die bestehenden Angebote informiert?
  6. Wie werden diese genützt?

Besten Dank für die Beantwortung der Fragen.

 

Der Stadtrat beantwortet die Anfrage wie folgt:

A. Allgemeines

Die ersten zwei bis drei Lebensjahre sind für die Entwicklung von Kindern von grosser Bedeutung In diesem Zeitraum werden zentrale körperliche, psychische wie auch soziale Entwicklungsschritte vollzogen. Zudem steht gerade bei Erstgeborenen die Familie vor grossen Veränderungen, was zu einer zusätzlichen Belastung führen kann. Nach fachlicher Einschätzung finden in diesem jungen Alter Entwicklungen statt, die zu einem späteren Zeitpunkt auch mit grossem therapeutischen Aufwand nicht mehr ohne weiteres korrigiert werden können. Gute Aufwachsbedingungen sind in diesem Alter deshalb von besonderer Bedeutung.

Der Eintritt in den Kindergarten ist ein weiterer wichtiger Übergangsmoment der frühen Kindheit. Er stellt die Eltern und Kinder vor neue Herausforderungen und bringt entsprechende Risiken mit sich. Ein gelungener Übergang und frühzeitige Kontakte zwischen den Beteiligten beeinflussen die schulische Laufbahn positiv, reduzieren Risiken und erhöhen die Bildungschancen.

Der Stadtrat ist sich der Wichtigkeit der «Frühen Förderung» bewusst. Er bekennt sich dazu in seiner Dualstrategie unter dem Schwerpunkt 3 «Uster fördert den qualifizierten Bildungsstandort und lebt Kultur». Mit der Massnahme 3.3 verpflichtet er sich zur Förderung der Entwicklung und Integration von Kindern im Vorschulalter. Für die Ausführung zuständig sind die Abteilungen Präsidiales, Soziales und Bildung. Für die Umsetzung dieser Vorgaben initiierte das GF Kultur das neue Projekt «Entwicklung Integrationskonzept, Förderung der Integration von Kindern im Vorschulalter», welches im Leistungsauftrag 2017-2020 auf Seite D/1 aufgeführt ist.

B. Beantwortung der Fragen

Zu Frage 1: Seitens der Stadt bestehen eine Vielzahl an Angeboten für Kleinkinder und Familien. Die einzelnen Angebote, ihre Zielgruppe sowie die zuständige Abteilung sind der folgenden Liste zu entnehmen:

  • Familienzentrum mit verschiedenen Angeboten (u.a. Fremdsprachige Elterntreffen); zentrale Anlaufstelle für Familien und Eltern; Präsidiales
  • MüZe-Elterntreffpunkt; Treffpunkt für Eltern mit Kleinkinder; Präsidiales
  • Sprachförderung bei Kindern im Vorschulalter, ABC-Deutschkurse; Kinder mit fremdsprachigem Hintergrund; Präsidiales
  • Spielgruppen plus; Kinder mit fremdsprachigem Hintergrund; Präsidiales
  • BiLiKid: zweisprachige Spielgruppe; Kinder mit fremdsprachigem Hintergrund; Präsidiales
  • KiBeBe: Beratungsangebot und Treffpunkt für Fremdsprachige (Mütter- und Väterberatung, Erziehungsberatung, Sozialberatung); fremdsprachige Eltern und Familien; Präsidiales
  • Elternbriefe (1. Lebensjahr); alle Eltern von Erstgeborenen; Präsidiales
  • Geburtsbrief (einmalige Information bei Geburt); alle Eltern von Erstgeborenen; Präsidiales
  • Startklar (früher: Schulstart plus); Eltern von angehenden Kindergarten-Kindern (1 bis 2 Jahre vor KG-Eintritt); Präsidiales
  • Zeppelin; mehrfachbelastete Familien direkt nach Geburt; Präsidiales
  • Nach der Babypause; Mütter die wieder in das Berufsleben einsteigen wollen; Präsidiales
  • Holzwurm: spezielle Öffnungszeiten für Kleinkinder, Kindergartenkinder und Familien; alle; Präsidiales
  • Krippen/Tagesfamilien; alle; Soziales
  • AUF; Abklärung um das Wohlergehen von Kindern aus Sozialhilfefamilien
  • Sozialhilfe; wirtschaflich schwache Familien; Soziales
  • KESB; Familien mit Mehrfachproblemen; Soziales
  • Q-Gruppe "Frühe Förderung" – Schuleinheit Niederuster; Kindergarten-Lehr- und –Fachpersonen; Primarschule
  • Inegüxlitag – Schuleinheit Niederuster; Spielgruppenleiterinnen und Eltern angehender Kindergartenkinder; Primarschule
  • Kindergarten-Besuchsmorgen; Alle Eltern und Kindergartenkinder nach Zuteilung zu den einzelnen KGs; Primarschule
  • Elterninformationsanlass; Alle Eltern der zukünftigen Kindergartenkinder des laufenden Kalenderjahres; Primarschule
  • Quintalssingen; Alle Eltern von Kindergartenkindern; Primarschule

Zu Frage 2: Die für das Angebot verantwortliche Abteilung resp. Stelle kann aus der Tabelle der Antwort 1 entnommen werden. Neben den genannten Abteilungen sind bei vielen Angeboten weitere Stellen der Stadt Uster, des Kantons oder aus der Zivilgesellschaft involviert.

Zu Frage 3: Mit der «Arbeitsgruppe Frühe Förderung» besteht ein gesamtstädtisches Austauschgremium, in welchem Vertreter aus den Abteilungen Präsidiales, Soziales und Bildung sowie weitere Akteure vertreten sind. Die Arbeitsgruppe wird von der Abteilung Präsidiales geleitet.

Das Familienzentrum entwickelt sich darüber hinaus seit der Übernahme durch die Stadt Uster zu einer zentralen Anlauf- und Kontaktstelle für Familien und Eltern.

Im neuen Projekt «Entwicklung Integrationskonzept, Förderung der Integration von Kindern im Vorschulalter» (siehe A Allgemeines) wird unter anderem eine Vereinheitlichung der Zielsetzungen und eine Verbesserung der Koordination und Information der bestehenden Angebote angestrebt.

Zu Frage 4: Die Angebote sind unterschiedlich stark miteinander vernetzt, da im Vorschulbereich auch eine Vielzahl von privaten Akteuren eingebunden ist. Deren Ressourcen reichen oft nicht für die Gestaltung von Nahtstellen aus, wie sie beispielsweise entstehen, wenn Kinder von einer Spielgruppe in den Kindergarten übertreten. Darüber hinaus sind die Steuerungsmöglichkeiten der Stadt Uster gegenüber privaten Trägerschaften ohnehin eingeschränkt.

Eine gute Vernetzung und Zusammenarbeit besteht bei den Angeboten, die an das Familienzentrum angeschlossen sind oder mit diesem im Austausch stehen. Das Familienzentrum steht sowohl mit zivilgesellschaftlichen Akteuren wie auch mit den Angeboten aus der Kinder- und Jugendhilfe im engen Austausch. Es hat sich gezeigt, dass über das Familienzentrum eine kostengünstige und effektive Vernetzung ermöglicht werden kann. So kann häufiger auf bereits Erreichten aufgebaut werden, oder es können Doppelspurigkeiten abgebaut werden. Eltern in Überlastungssituationen kann dabei früher und direkter Unterstützung angeboten werden. Aufgrund der bestehenden Ressourcen im Familienzentrum (30%-Stelle) ist die Koordinations- und Vernetzungsarbeit allerdings limitiert.

Über viele Jahre bewährt hat sich die Zusammenarbeit mit den familienergänzenden Betreuungsinstitutionen, mit denen die Stadt Uster Kontrakte abgeschlossen hat. Regelmässige Treffen der Präsidentinnen und Präsidenten der Trägerschaften und der Leitungen der einzelnen Institutionen – organisiert von der FEB-Stelle der Abteilung Soziales – gewährleisten eine erfolgreiche Vernetzung. Einbezogen sind dabei auch die schulergänzenden Tagestrukturen und die Fachstelle Sonderpädagogik der Primarschule.

Im Übergang von vorschulischen zu schulischen Angeboten besteht weiterer Bedarf nach besserer Vernetzung, Abstimmung, Koordination und Information. Im Rahmen der Weiterentwicklung des Bereichs Frühe Förderung soll diesem Aspekt eine besondere Bedeutung zukommen. Die Angebote der Abteilung Bildung (siehe Tabelle bei Antwort 1) zielen auf eine gute Gestaltung dieser Übergangsphase. Innerhalb der „Arbeitsgruppe Frühe Förderung“ (siehe Antwort 3) strebt die Primarschule diesbezüglich eine verbindliche Zusammenarbeit mit den übrigen Beteiligten an.

Zu Frage 5: Die zielgruppengerechte Kommunikation ist eine grosse Herausforderung. Als schwierig erweist sich insbesondere das Erreichen von belasteten Familien. Am wirkungsvollsten ist die Kommunikation im Rahmen von Beratungen oder anderweitigen direkten Kontakten, wie z.B. bei Veranstaltungen oder im Rahmen eines Treffpunktbetriebs.

Viele Mütter und Väter kommen bei der Geburt und anschliessend über die Mütter- und Väterberatung in Kontakt mit Fachpersonen. Zu diesem Zeitpunkt ist die Kommunikation vereinfacht und die Akzeptanz von Beratung und Unterstützung grösser. Der Schuleintritt ist ein weiteres ideales Zeitfenster, bei dem ein grosser Teil der Eltern und Kinder durch Fachpersonen erreicht werden kann.

Die Stadt Uster informiert über folgende Kanäle (Kanäle; Zielgruppen; Abteilung):

  • Geburtsbrief: Zustellung von Informationsmaterial auf brieflichem Weg; alle Eltern von Neugeborenen; Präsidiales
  • Elternbrief ProJuventute: Regelmässige Informationen über die Entwicklung und Begleitung von Kindern im 1. Lebensjahr; alle Eltern von Neugeborenen; Präsidiales
  • Zeppelin: Durch Meldung und Vermittlung von involvierten Fachstellen (Mütter- und Väterberatung, Hebammen, Spital, Sozialhilfe etc.) werden Familien, die besonders belastet sein könnten, direkt angesprochen; Potentiell mehrfachbelastete Familien; Präsidiales
  • Erstinformationen: Im Rahmen der Erstinformation von Zuziehenden aus dem Ausland werden Informationen über Angebote für Kinder und Familien vermittelt; Fremdsprachige Zuziehende aus dem Ausland; Präsidiales
  • Diverse Broschüren und Flyer: Diverses Informationsmaterial zu Angeboten für Familien und Kinder; Zielgruppenspezifisch; Präsidiales
  • Veranstaltungen: Thematische Veranstaltungen für Eltern und Familie; Unterschiedlich, je nach Thema; Präsidiales
  • Familienzentrum/MüZe: Vermittlung von Informationen im Rahmen des Treffpunktbetriebs und auf Nachfrage; Alle Eltern; Präsidiales
  • Auskunft: Vermittlung von Informationen bei Anfragen; Bei spezifischen Fragen; Präsidiales, Soziales, Bildung
  • Webseite: Vermittlung diverser Informationen; Alle Eltern; Präsidiales, Soziales, Bildung
  • Elterninformationsanlass: Vermittlung von Informationen vor der Einschulung; Alle Eltern vor der Einschulung der Kinder; Bildung
  • Briefe und schriftliche Einladungen der einzelnen Schuleinheiten; Eltern von (zukünftigen) Schülerinnen und Schülern; Bildung

Zu Frage 6: Es zeigt sich, dass belastete und bildungsferne Familien sowie Familien, die mit den örtlichen Verhältnissen wenig vertraut sind nur schwer erreicht werden können. Sobald Familien an eine unterstützende Stelle angeschlossen sind (z.B. Sozialberatung oder Familienzentrum) ist bedarfsgerechte Unterstützung einfacher zu ermöglichen. Durch eine weitere Verbesserung der Zusammenarbeit und Vernetzung können Hilfen rascher vermittelt und die Akzeptanz erhöht werden. Sprachliche Barrieren sowie die sehr stark auf Schriftlichkeit beruhende Informationsvermittlung erschweren den Zugang für diese Familien.

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