Vorstösse der SP Uster im Gemeinderat

04. November 2009

Subjektive Sicherheit in der Stadt Uster

Anfrage von Rolf Graf

Vor kurzem hat die Abteilung Sicherheit den Bericht zur Bevölkerungsbefragung zum Sicherheitsempfinden in Uster veröffentlicht. Dabei hat sie die Ergebnisse der Umfrage detailliert mit Texten und Grafiken dargelegt. Irritierend ist jedoch, dass keinerlei Vergleiche oder Rückschlüsse gegenüber der – ebenfalls von der Abteilung Sicherheit zum gleichen Thema - im Jahre 2000 durchgeführten Umfrage gemacht worden sind.  Ich bitte daher den Stadtrat um die Beantwortung folgender Fragen.

1. Hat der Stadtrat eine entsprechende Analyse durchgeführt?
- wenn ja: zu welchem Ergebnis ist er gekommen?
- wenn nein: wieso nicht und ist er bereit dies nachzuholen und den Gemeinderat über die gewonnenen Erkenntnisse zu informieren?

2. Wurden dem mit der Umfrage beauftragten Institut die Ergebnisse der Umfrage aus dem Jahre 2000 zur Verfügung gestellt?
- wenn nein: wieso nicht?
- wenn ja: wieso war der Vergleich der beiden Ergebnisse nicht Bestandteil des Berichts?

3. Bereits in der Umfrage im Jahre 2000 wurden der Bahnhof und der Stadtpark von der Bevölkerung als „Furchtorte“ genannt. Zur Verbesserung des Sicherheitsempfindens wurden damals Fusspatrouillen wechselweise am Bahnhof und im Stadtpark eingesetzt. Zudem sollte die unzureichende Beleuchtung im Stadtpark durch bauliche Massnahmen verbessert werden.
- Werden die Fusspatrouillen immer noch eingesetzt? Und wenn nicht, wann und weshalb wurde damit aufgehört?
- Wurden bei der Erneuerung/Erweiterung/Sanierung des Stadtparkes die entsprechenden baulichen Massnahmen zur Verbesserung der Beleuchtung getroffen?
- Wie erklärt sich der Stadtrat, dass die Bahnhofsgegend und der Stadtpark von einem Teil der Befragten nach wie vor als Orte bezeichnet werden, die sie meiden? 

4. Zur Überprüfung der im Jahre 2000/2001 getroffenen Massnahmen wurden jeweils „Schlüsselpersonen“ (Das sind Leute, welche die Situation kennen, weil sie beispielweise in der Nähe wohnen oder arbeiten, AvU vom 19.09.2001) befragt.
- Werden diese Schlüsselpersonen immer noch befragt? Und wenn nein, wann und weshalb wurde damit aufgehört?

Ich danke dem Stadtrat für die Beantwortung.

 

Der Stadtrat beantwortet die Anfrage wie folgt:

zu Frage 1: Nein. Aufgrund der unterschiedlichen Erhebungs- und Auswertungsmethoden sowie der fehlenden Repräsentativität der Umfrageergebnisse 2000 hat der Stadtrat auf eine Analyse und einen vertieften Vergleich der beiden Umfrageergebnisse verzichtet. 

zu Frage 2: Nein. Die Stossrichtung und das Umfrageziel der beiden Befragungen waren nicht die gleichen. Während es in der Umfrage 2000 im Wesentlichen darum ging, im Vergleich zu anderen Städten Kennzahlen für die eigene Polizeiarbeit zu erhalten, wollte die Abteilung Sicherheit mit der Umfrage 2009 eine repräsentative und objektivierte Aussage der Ustermer Bevölkerung zur subjektiven Sicherheit sowie ein Fremdbild zur Arbeit der Stadtpolizei erhalten.

zu Frage 3: Als Konsequenz auf die Umfrageergebnisse 2000 hat die Stadtpolizei im Jahr 2001 als Versuch pro Woche drei zweistündige Fusspatrouillen zwischen Bahnhof und Stadtpark durchgeführt, mit der Absicht, vermehrte Präsenz während eines Jahres in regelmässigen Abständen durch uniformierte Polizei zu markieren. Um Aufschluss über die Wirkung zu erhalten, wurden sogenannte Schlüsselpersonen bezeichnet, welche in der Nähe der „Furchtorte“ wohnten, arbeiteten oder aus anderen Gründen Angaben über die jeweilige Situation an diesem Ort machen konnten. Diese Personen waren indessen eher polizeifreundlich eingestellt, weshalb ihre Feststellungen nicht repräsentativ waren. Gleichwohl zeigte sich nach Abschluss der einjährigen Versuchsphase, dass sich Fusspatrouillen positiv auf das Sicherheitsempfinden in der Bevölkerung auswirken, was folgende Konsequenzen nach sich zog:   

  • Die Fusspatrouillen wurden intensiviert.
  • In den Leistungsauftrag 2002 – 2006 wurde der Quartierdienst mit einer Anzahl Stunden als Kennzahl aufgenommen.
  • Fusspatrouillen erfolgten auch mit einem Diensthund.
  • Es wurde eine sogenannte Regionale Einsatzgruppe aus Polizisten der Verbundsgemeinden gebildet, die sich der Problemorte (Furchtorte) annahm und dort starke Präsenz zeigte.
  • Die Fusspatrouillen blieben bis heute fester Bestandteil des polizeilichen Aussendienstes. Aufgrund der vielen Vakanzen im Polizeikorps während der letzten beiden Jahre mussten sie indessen häufig ausgesetzt werden. Der neue Kommandant hat sie als Bestandteil der Quartierpolizei wieder neu eingeführt.

Eines der wichtigsten Ziele bei der Neugestaltung des Stadtparks war die Verbesserung der Übersichtlichkeit und der Transparenz für die Besucherinnen und Besucher. Dieses Ziel wurde bei der Umsetzung des Projektes konsequent verfolgt. Mit der neuartigen interaktiven Beleuchtung konnte erreicht werden, dass in einem bestimmten Umfeld von sich bewegenden Personen eine genügende Ausleuchtung vorhanden ist. Gleichzeitig werden Energieverbrauch und Lichtverschmutzung mit LED- Technologie und durch automatische Lichtreduktion in ruhigen Bereichen minimiert. Zudem wurde die gedeckte Holzbrücke mit einer hellen Beleuchtung versehen. Eine zusätzliche dauernde und helle Beleuchtung, die das subjektive Sicherheitsempfinden nochmals stark verbessern soll, wird mit dem Abschluss der Sanierung entlang der Quellenstrasse im Sommer 2010 installiert.

Ob ein bestimmter Ort von der Bevölkerung als sicher oder unsicher empfunden wird, hängt von verschiedenen Kriterien wie namentlich der Tageszeit bzw. vom Licht ab. Soziale Nutzung und bauliche Gestaltung eines Ortes werden je nach Tageszeit unterschiedlich empfunden. So sind belebte Räume tagsüber selten ein Problem. Angstgefühle entstehen hingegen vor allem nachts und an Orten, die wenig belebt und einseitig genutzt werden. Bezüglich baulicher Gestaltung werden jene Räume als unangenehm und angsteinflössend gewertet, die einengend und/oder nicht einsichtig/übersichtig sind. Nicht genügend beleuchtete, uneinsichtige und nicht belebte Wege nutzen ängstliche Personen nachts kaum. Auch tagsüber benutzte Abkürzungen werden bei Dunkelheit nicht benutzt. Orte, an denen bereits einmal Übergriffe auf andere Personen, insbesondere Frauen und Kinder, publik wurden, wirken als "Tatorte" angsteinflössend. Aus all diesen Gründen wirken auch der Stadtpark und der Bahnhof auf einen grossen Teil der Bevölkerung unsicher. Deshalb ist es an diesen Orten besonders wichtig, dass die Polizei mit sichtbarer Präsenz gerade während der Nacht die Sicherheit objektiv und subjektiv gewährleistet.

zu Frage 4: Die Schlüsselpersonen werden heute nicht mehr befragt. Die Befragung solcher Schlüsselpersonen war eine befristete Massnahme, um die Wirkung der Fusspatrouillen auf die subjektive Sicherheit zu messen. Aus heutiger Sicht muss die Beweiskraft der Aussagen und Feststellungen der damaligen Schlüsselpersonen denn auch kritisch beurteilt werden, weil diese gegenüber der Polizei und der Politik nicht neutral eingestellt waren und die Anzahl von rund zehn Schlüsselpersonen zu klein war, um repräsentative Schlüsse ziehen zu können. Zudem hat sich der Aufwand für die Befragung und Betreuung der Schlüsselpersonen im Vergleich zu den gewonnenen Erkenntnissen als zu hoch herausgestellt.

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