Vorstösse der SP Uster im Gemeinderat

24. Februar 2021

Bedarfsgerechte soziokulturelle Angebote in Uster

Anfrage von Martin Camponovo

Uster wächst kontinuierlich. Die Stadt zieht immer mehr Menschen an. Sie alle, unabhängig ihrer sozialen oder kulturellen Herkunft, sollen in Uster Raum für ihr Leben und für Begegnungen finden. Derer gibt es viele im öffentlichen Raum, wie den Stadtpark, das Zeughausareal, Spazierwege am Aabach und am Seeufer entlang, Kinderspielplätze, Sport- und Schulanlagen. Doch eine wachsende Stadt birgt auch die Gefahr von zunehmender Anonymität. Soziokulturelle Angebote sind eine Antwort darauf. Mit dem Familienzentrum und dem Frjz besitzt Uster bereits solche Angebote und mit dem Zeughausareal wird in absehbarer Zukunft ein weiteres hinzukommen. Es darf sich aber nicht alles nur im Stadtzentrum abspielen. Ebenso wichtig für eine lebenswerte Stadt sind dezentrale Begegnungsorte in den Quartieren, wie sie zum Beispiel die Stadt Zürich mit ihren Gemeinschaftszentren (GZ) kennt. Denn soziokulturelle Angebote bringen Menschen zusammen und stärken damit auch unsere Gesellschaft. 

Ich stelle deshalb dem Stadtrat folgende Fragen:

  1. Was für soziokulturelle Angebote gibt es in Uster?
  2. Wer sind die Betreiber? 
  3. Wie werden diese Angebote materiell / finanziell unterstützt?
  4. Wie werden die Angebote genutzt? Wird eine Statistik darüber geführt?
  5. Wie schätzt der Stadtrat den Bedarf nach neuen Angeboten ein? Wie sieht es diesbezüglich in den Quartieren aus?
  6. Welche Massnahmen trifft der Stadtrat, um genügend soziokulturelle Angebote anzubieten?

Besten Dank für die Beantwortung.

 

Der Stadtrat beantwortet die Anfrage wie folgt:

Zu Frage 1: In Uster gibt es verschiedene soziokulturelle Angebote. Neben den städtisch (mit-)finanzierten Angeboten gibt es auch diverse private sowie kirchliche Angebote, die eine soziokulturelle Zielsetzung verfolgen. Nicht zu vergessen sind auch die Angebote der Vereine, die von der Stadt nach den «Richtlinien zur Förderung der Kinder und Jugendarbeit in den Vereinen» unterstützt werden.

Die Stadt Uster finanziert folgende soziokulturellen Angebote:

  • Freizeit- und Jugendzentrum frjz: Im Auftrag der Stadt Uster betreibt der Verein Freizeit- und Jugendarbeit Region Uster das frjz. Im vergangenen Jahr wurde eine grundlegende Umstrukturierung angegangen mit welcher das Haus in Richtung Gemeinschaftszentrum mit starker zivilgesellschaftlicher Abstützung entwickelt werden soll.
  • Der Abenteuerspielplatz Holzwurm bietet Kindern im Schulalter vielfältige Möglichkeiten um spielerisch Erfahrungen machen zu können. Zudem ist der Holzwurm auch ein wichtiger Treffpunkt für Eltern.
  • Das Familienzentrum ist zentrale Anlaufstelle und Treffpunkt für Eltern mit (Klein-)Kindern. Es bietet Beratung und Unterstützung, verschiedene Bildungsangebote, diverse Eltern- wie auch Spielgruppen sowie ein offenes Café. Mit der im Familienzentrum verankerten Genossenschaft Zeitgut besteht darüber hinaus eine enge Kooperation die den Austausch und den Kontakt zwischen den Generationen fördert.
  • Das Spielmobil ist ein mobiles soziokulturelles Angebot für Kinder in den Quartieren. In der warmen Jahreszeit besucht es Spielplätze und weitere Orte, die stark von Kindern frequentiert sind. In der kalten Jahreszeit wird das Angebot in Turnhallen erbracht.
  • Die offene Jugendarbeit begleitet Jugendliche auf freiwilliger Basis und ergänzend zu Familie und Schule auf dem Weg zur Selbständigkeit. Sie leistet niederschwellige Beratung und Triage sowie Prävention und Aufklärung. Die Jugendarbeit richtet sich an den Bedürfnissen von Jugendlichen aus und stellt ihnen Übungs- und Experimentierfelder bereit. Die verschiedenen Leistungen werden sowohl im Jugendtreff wie auch im Rahmen von aufsuchender Sozialer Arbeit erbracht.

Zudem verfolgen auch die Stadt- und Regionalbibliothek sowie die durch die Stadt Uster unterstützte Genossenschaft Zeitgut soziokulturelle Zwecke.

Zu Frage 2: Beim frjz, Holzwurm und Familienzentrum handelt es sich um Vereine die eigens zum entsprechen-den Zweck gegründet wurden. Das Spielmobil wird durch die Stiftung Arbeitsgestaltung betrieben und die offene Jugendarbeit ist seit April 2020 in die Leistungsgruppe Kindheit, Jugend und Inklusion integriert.

Zu Frage 3: Mit Ausnahme der in die städtische Verwaltung integrierten Jugendarbeit werden die jeweiligen Organisationen über Leistungskontrakte unterstützt. Die Finanzierung ist dabei unterschiedlich geregelt und an den jeweiligen Auftrag angepasst. Anzumerken ist, dass der Auftrag gerade bei der offenen Jugendarbeit und beim Familienzentrum weit mehr als soziokulturelle Aktivitäten umfasst. 

Das Freizeit- und Jugendzentrum frjz wird mit jährlich 110 000 Franken unterstützt. Die Finanzierung deckt die Miet- und Betriebskosten des Hauses in Höhe von 90 000 Franken und ermöglicht gemeinwesenorientierte Aktivitäten in der Höhe von 20 000 Franken.

Der Abenteuerspielplatz Holzwurm wird mit jährlich 120 000 Franken finanziert und deckt damit rund 60% der Betriebskosten.

Das Spielmobil wird mit jährlich 98 000 Franken finanziert.

Das Familienzentrum wird mit jährlich 100 000 Franken (80 000 Franken für Familienzentrum und 20 000 Franken für Mütterzentrum) unterstützt.

Für die offene Jugendarbeit werden pro Jahr 470 000 Franken aufgewendet.

Zu Frage 4: Es handelt sich um sehr unterschiedliche Angebote, so dass ein direkter Vergleich der Kennzahlen zwischen den Angeboten schwierig ist. Von den Angeboten werden jeweils Kennzahlen eingefordert und im NPM-Bericht veröffentlicht. Die Besuchszahlen können wie folgt zusammengefasst werden.

Abenteuerspielplatz Holzwurm: 2018: 6114; 2019: 7985; 2020: 6948

Offenes Café im Familienzentrum (MüZe): 2018: 3273; 2019: 3229; 2020: 2000

Spielmobil: 2018: 2610; 2019: 2760; 2020: 2300

Anzahl Nutzerinnen und Nutzer der Gemeinwesenarbeit von frjz und Familienzentrum: 2018: 16 785; 2019: 15 600; 2020: 7 500

Jugendtreff der Jugendarbeit: 2018: 2605; 2019: 2321; 2020: 2353

Zu Frage 5: Professionelle soziokulturelle Angeboten sind stets eine Antwort auf soziale Probleme und Herausforderungen einer Stadt. Gleichzeitig dienen soziokulturelle Angebote der sozialen Stadtentwicklung.

Die Stadt Uster finanziert verschiedene Angebote über Leistungskontrakte (siehe Pt. 3) und ermöglicht im Rahmen von Projektfinanzierungen punktuelle soziokulturelle Aktivitäten. Damit wird ein breites Angebot für unterschiedlichste Zielgruppen bereitgestellt. Der Stadtrat erachtet das Angebot in Uster für die Herausforderungen und Probleme, die sich in Zusammenhang mit der Urbanisierung stellen, als angemessen. Eine Herausforderung bleibt jedoch die quartiernahe Bereitstellung von soziokulturellen Angeboten. Hier leistet das Spielmobil mit seinen Einsätzen in den Quartieren einen wichtigen Beitrag.

Mit der klaren Ausrichtung an den Arbeitsprinzipien von Lebenswelt- und Sozialraumorientierung, wie sie im Konzept Kindheit, Jugend und Familie aufgenommen wurde, werden die Angebote für Kinder, Jugendliche und Familien noch stärker an deren Lebensraum und Bedürfnisse ausgerichtet.

Zu Frage 6: Der Stadtrat erachtet die bestehenden Massnahmen als ausreichend und sieht ausser der kontinuierlichen Weiterentwicklung der bestehenden Angebote keinen Anlass für einen Ausbau.

Neben den durch die Stadt finanzierten soziokulturellen Angebote haben die Quartiervereine eine wichtige Funktion im Einbezug der Quartierbevölkerung. Während die Dorf-, Orts- und Gemeindevereine der Aussenwachten gut verankert sind, klagen viele Quartiervereine über Mitgliederschwund und können ihre Aufgaben nur noch dank grossem Engagement von einzelnen Personen wahrnehmen. Mittel - bis langfristig müssen mit den Quartiervereinen daher auch neue Zugänge gefunden werden, um die niederschwelligen Aushandlungsprozesse zwischen Stadt und Quartierbe-völkerung sicherzustellen.

Der Stadtrat beobachtet die Situation und den Bedarf nach soziokulturellen Angeboten kontinuierlich und würde bei einem sich abzeichnenden Bedarf nach Anpassungen entsprechende Massnahmen ergreifen.

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