Vorstösse der SP Uster im Gemeinderat

21. Dezember 2005

Tagesschulen in der Primarschule Uster

Interpellation von Barbara Thalmann und Regula Trüeb

Im Sommer 2005 hat die Primarschulpflege alle Eltern der Primarschule Uster mit einem Fragebogen nach ihren Bedürfnissen bezüglich schulergänzenden Betreuungsangeboten befragt. Die Ergebnisse der Umfrage sind unterdessen ermittelt und teilweise kommuniziert worden: Die Nachfrage ist in allen sieben Schuleinheiten in Uster ausgewiesen. 38% der Eltern wünschen für ihre Kinder eine Betreuung über Mittag, nach dem Unterricht oder den ganzen Tag. Dies entspräche 120 Betreuungsplätzen pro Woche.

Schulergänzende Tagesstrukturen haben viele Vorteile: Kinder und Jugendliche aus Kleinfamilien erleben im intensiven Austausch mit Gleichaltrigen eine Erweiterung ihres Erfahrungshintergrundes, fremdsprachige Kinder und solche aus bildungsfernen Familien machen hier wichtige Integrationsschritte. Auch die Gemeinschaft profitiert: Jeder investierte Franken fliesst in Form von zusätzlichen Steuereinnahmen dreifach wieder zurück. Die grosse Zahl Alleinerziehender oder doppelt erwerbstätiger Eltern verlangt nach Stundenplänen und Angeboten, die eine durchgehende Betreuung der Kinder ermöglicht. Zudem sind Tagesstrukturen für eine aufstrebende Stadt wie Uster ein wichtiger Standortfaktor.

Die Primarschulpflege hat diese Wichtigkeit erkannt und formuliert in ihrem Leistungsauftrag 2006 – 2009 gestützt auf die Vorgaben des neuen Volksschulgesetzes folgende Ziele:

  • „schulergänzende Angebote (Betreuungseinheiten während der Mittagszeit, Aufgabenlektionen) anbieten“
  • „gegebenenfalls ist die Betreuung ausserhalb der Unterrichtszeiten oder den schulischen Zusatzangeboten sicherzustellen“.

Die Primarschulpflege unterlässt es jedoch, im Globalbudget 2006 einen Betrag für die schulergänzende Betreuung einzustellen. Wir fragen die Primarschulpflege in diesem Zusammenhang an:

  1. Welche Schlüsse zieht die Primarschulpflege aus den Ergebnissen der Elternumfrage zu Tagesstrukturen in Uster?
  2. Wie sieht das weitere Vorgehen und der Zeitplan bezüglich Umsetzung der beiden oben erwähnten Leistungsziele und der Ergebnisse der Umfrage aus?
  3. Wie würde ein schulergänzendes Angebot konkret aussehen hinsichtlich des zeitlichen Rahmens, der personellen Besetzung oder auch inhaltlicher Art?
  4. Besteht zur Konzeptausarbeitung für Tagesstrukturen eine Zusammenarbeit mit den FEB-Verantwortlichen (Familienergänzende Betreuung) der Abteilung „Soziales“? Welche Trägerschaft, Abteilung, Behörde wäre für schulergänzende Tagesstrukturen am idealsten verantwortlich?
  5. Wieweit stehen die räumlichen Verhältnisse für Tagestrukturen in den Schuleinheiten oder dem angrenzenden Quartier zur Verfügung? Mit wie hohen Investitionen oder Kosten muss hier allenfalls gerechnet werden?
  6. Welche Kosten würden für die Einführung von schulergänzenden Betreuungsangeboten in allen sieben Schuleinheiten für die Stadt Uster anfallen?
  7. Hat sich die Primarschulpflege auch schon Gedanken zur Einführung von Tagesschulen in Uster gemacht? Wenn ja, in welche Richtung könnte das gehen? Wir danken der Primarschulpflege für die Beantwortung unserer Fragen.

 

Die Primarschulpflege beantwortet die Interpellation wie folgt:

§27 des Volksschulgesetzes vom 07.02.2005 verpflichtet die Gemeinden, über den 4-stündigen Block von 08.00 - 12.00 Uhr hinaus „bei Bedarf weiter gehende Tagesstrukturen" anzubieten. Die Volksschulverordnung, zu der vor Ende 2005 eine Vernehmlassung durchgeführt worden ist, konkretisiert diesen Auftrag in §25.

„Die Gemeinden erheben den Bedarf an Tagesstrukturen über Befragungen oder über die allgemeine Elternmitwirkung. Sie stellt die dem tatsächlichen Bedarf entsprechenden Angebote wie z. B. Tagesschulen, Schülerclubs, Horte, Mittagstische oder Betreuungsangebote während der Randstunden zur Verfügung. Besteht bei weniger als zehn Schülerinnen und Schülern pro Schule Bedarf an Betreuung, sind Lösungen im Einzelfall zulässig."

Die endgültigen Modalitäten sind erst mit dem definitiven Erlass der Volksschulverordnung klar. Gemäss Zeitplan der Bildungsdirektion für die Umsetzung der Volksschulreformen müssen die Angebote an Tagesstrukturen ab dem Jahr 2009 zur Verfügung stehen.

Die Primarschulpflege hat beschlossen, im nächsten Schuljahr 2006/2007 die 4-stündigen Blockzeiten (08.20 - 11.55 Uhr) auf der Unter- und der Mittelstufe zu erproben. Sie müssen auf das Schuljahr 2007/2008 definitiv eingeführt werden. Darüber hinaus unterstützt die Primarschule Uster die bestehenden Mittagsangebote School Lunch und Mittagstisch Nänikon mit namhaften Beiträgen.

Die Elternbefragung zur Bedarfserhebung, welche der Vernehmlassungsentwurf der Volksschulverordnung als eine Möglichkeit vorschlägt, wurde bereits durchgeführt. Die Umfrage belegt einen erheblichen und flächendeckenden Bedarf an schulergänzender Betreuung über den Mittag und in Ergänzung zu den Unterrichtslektionen am Nachmittag. Eine Fachkommission erarbeitet mit externer Unterstützung ein Konzept zur Einführung der Tagesstrukturen. Die Grundsatzdiskussion wird in der Primarschulpflege im Frühjahr 2006 stattfinden. Insgesamt lässt sich sagen, dass die PSU dem von der Bildungsdirektion veröffentlichten Zeitplan eher voraus ist und mit der Einführung von Tagesstrukturen je nach Ausgang der Entscheidungen in den vorgesetzten Gremien wohl vor dem geforderten Termin beginnen kann.

Zu Frage 1: Aus den Ergebnissen der Umfrage folgert die Primarschulpflege, dass in Uster etwa der gleiche Bedarf an Betreuung wie in Städten ähnlicher Grösse besteht. Mit einer hohen Rücklaufquote von 67% darf die Umfrage als repräsentativ bezeichnet werden. Von den 1'413 antwortenden Eltern haben 38% aktuell Bedarf an schulergänzenden Tagesstrukturen, 14% haben diesen Bedarf erst in einem Jahr oder später (Kinder noch nicht im Kindergarten).
Zieht man von diesem angemeldeten Bedarf 25 % für das erste Betriebsjahr in Betracht (Erfahrungswert aus anderen vergleichbaren Gemeinden), so ergibt sich ein Bedarf in der Grössenordnung von ca. 120 Betreuungsplätzen pro Tag. Die konkrete Nachfrage wird erfahrungsgemäss im zweiten und dritten Betriebsjahr um ca. je 15 % steigen, also auf 40 bzw. 55 % des angemeldeten Bedarfs. Unter diesen Annahmen werden von der PSU in den kommenden Jahren ca. 260 Betreuungsplätze zur Verfügung gestellt werden müssen.

Zu Frage 2: Die Fachkommission Tagesstrukturen der Primarschulpflege hat den Auftrag, ein Konzept zur flächendeckenden Einführung von schulergänzenden Betreuungsangeboten auszuarbeiten. Gemäss der gegenwärtig geltenden Projektplanung wird eine allfällige Volksabstimmung im Jahr 2007 erfolgen können.
Damit könnte mit der Einführung der vom Volksschulgesetz verlangten Tagesstrukturen vor dem vorgegebenen Termin der Bildungsdirektion begonnen werden.

Zu Frage 3: Die oben erwähnte Erhebung hat für die Betreuung am Morgen vor Unterrichtsbeginn einen momentan vernachlässigbaren Bedarf ergeben. Angebote werden über Mittag (zwischen Unterrichtsende am Morgen und Unterrichtsbeginn am Nachmittag) sowie nach Unterrichtsende bis 18 Uhr zur Verfügung gestellt. Die personelle Besetzung wird gemäss Vorgaben der Bildungsdirektion erfolgen. Diese Bestimmungen gelten auch für die von der Stadt Uster im Rahmen der familienergänzenden Betreuung subventionierten Institutionen.

Zu Frage 4: Die Primarschulpflege ist im Gespräch mit der Abteilung Soziales der Stadt Uster und hat parallel zur Elternumfrage mit ihr mögliche Formen der Zusammenarbeit erkundet. Die Abteilung Soziales hält es nicht für sinnvoll, die Tagesstrukturen der Primarschule in die Geschäftsstelle der FEB (Familienergänzende Betreuung) zu integrieren, da diese zu weit weg vom Schulbetrieb ist. Synergien sollten nicht im Verwaltungsbereich, sondern wenn schon im Betrieb mit (bestehenden) privaten Anbietern gesucht werden.
Es kommen grundsätzlich zwei Formen der Trägerschaft in Frage: die Primarschule Uster selbst oder die Durchführung wird mittels einer Leistungsvereinbarung an eine externe Trägerschaft delegiert.

Zu Frage 5: Die Primarschulpflege hat abgeklärt, welche Räume der Primarschule im Moment für Tagesstrukturen zur Verfügung stehen bzw. in Frage kommen. An vielen Orten stehen zuwenig Räume zur Verfügung. Bei allen Bauvorhaben der nächsten Zeit werden Räume für Tagesstrukturen (Küchen, Aufenthaltsräume) ins Raumprogramm aufgenommen. Um zum gegebenen Zeitpunkt genügend Räume zur Verfügung zu haben müssen wahrscheinlich weitere Lokalitäten dazu gemietet werden. Die Investitions- und Mietkosten werden im Rahmen des definitiven Konzepts zusammengestellt

Zu Frage 6: Beim angenommenen Bedarf gemäss dem Schlussbericht „Tagesstrukturen Primarschule Uster - Grundlagen für ein Konzept“ ist mit jährlich wiederkehrenden Kosten von 1.2 Millionen Franken zu rechnen. Es ist noch offen, ob von der Anschubfinanzierung des Bundes profitiert werden kann.

Zu Frage 7: Grundsätzlich ist fest zu halten, dass ausgebaute Tagesstrukturen im Sinne des Volksschulgesetzes keine Tagesschulen sind.
Inwiefern ein bestehendes Angebot schulergänzender Tagesstrukturen mit Tagesschulen ergänzt werden soll, muss zu einem späteren Zeitpunkt geklärt werden.

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