Motion von Beatrice Jungholz
Der Stadtrat wird beauftragt, eine Projektstudie für einen ergänzenden Arbeitsmarkt auszuarbeiten und dem Gemeinderat zu unterbreiten.
Begründung:
Die Rahmenbedingungen der weltweiten Marktwirtschaft verändern sich in schnellem Tempo und beeinflussen auch den schweizerischen Arbeitsmarkt in einer umfassenden Art und Weise. Es muss damit gerechnet werden, dass die gegenwärtig schwierige wirtschaftlich e Situation länger andauern wird. Zusätzlich bleibt ungewiss, auf welche wirtschaftliche Normalität die Bevölkerung sich in Zukunft einzustellen hat. Mit grösster Wahrscheinlichkeit kann jedoch vorausgesagt werden, dass die Voraussetzungen für die Rückkehr zu einer stabilen Wohlstandsentwicklung, wie in den letzten dreissig Jahren, nicht mehr gegeben sind.
Die Erwerbsarbeit wird knapper und ansprusvoller, und immer mehr Menschen werden vom Arbeitsprozess ausgegrenzt. Vollbeschäftigung wird in einem absehbaren Zeitrahmen nicht mehr verwirklicht werden können. Da die Erwerbsarbeit in unserer Gesellschaft auch die soziale Stellung definiert, grenzt Arbeitslosigkeit nicht nur finanziell, sondern auch gesellschaftlich aus. Zudem wirkt sie sich nachweislich negativ auf die physische und psychische Gesundheit aus.
Um die gravierenden, vor allem langfristig anfallenden Gesamtkosten jenes wachsenden Bevölkerungsteils, der aus dem Erwerbsleben zunehmend ausgegrenzt wird, zu vermindern, gilt es neuartige Lösungsansätze in Angriff zu nehmen.
Der ergänzende Arbeitsmarkt ist eine solche Möglichkeit. Es handelt sich um einen eigenen Marktplatz ausserhalb des Kerns des Arbeitsmarktes für alle öffentlichen, gemeinnützigen und privaten Angebote und für die Nachfrage nach bezahlten und unbezahlten Tä tigkeiten. Das Ziel liegt in einer beruflichen und sozialen Integration. Mit dem ergänzenden Arbeitsmarkt kann eine systematisch organisierte, individuelle Hilfe für Betroffene geleistet werden. Dabei ist auch aus den in anderen Schweizer Städten gemachten Erfahrungen zu profitieren. Letztlich wird damit die Absicht verfolgt, die gesellschaftlichen Kosten der Erwerbslosigkeit, Desintegration und Verwahrlosung zu minimieren.
Die Motion wurde im Gemeinderat in ein Postulat umgewandelt und an den Stadtrat überwiesen.