Anfrage von Barbara Thalmann
Die Ustermer Stadt- und Regionalbibliothek ist eine überaus erfolgreiche Dienstleistungsinstitution. Sie weist mit rund 11’000 Besucherinnen und Besuchern pro Monat und mit sehr hohen Medienumsätzen einmalige Spitzenzahlen aus.
Gemäss Kriterien und Empfehlungen der kantonalen Bibliothekskommission genügen aber etliche Um-stände den heutigen Verhältnissen nicht mehr. Am dringendsten ist das Platzproblem. Pro EinwohnerIn müssten 0.7 Medien mehr zur Verfügung stehen, das heisst, zu den 51’000 bestehenden Medien kämen 21’000 Medien mehr, was eine Vergrösserung des Bestandes von gut 40% mit dem entsprechendem Platzmehrbedarf bedeutet. Auch die wöchentlichen Öffnungszeiten müssten um zehn Stunden erhöht werden. Für die Umsetzungen dieser Standardanpassungen genügt auch der jetzige Personalbestand wohl kaum. Alles in allem ist offensichtlich, dass die Stadt- und Regionalbibliothek mit dem Bevölkerungswachstum und der Urbanität von Uster nicht Schritt gehalten hat. Zudem hat das jahrelange Warten auf den Standort Kern Nord die Entwicklung der Institution blockiert, was einen zusätzlichen Nachholbedarf mit sich bringt.
Im heutigen Bibliothekswesen ist die Tendenz zur Zentralisation feststellbar. Kleinere Bibliotheken werden geschlossen, grössere ausgebaut. Umso wichtiger wird in Uster der Einbezug der Region. Die Stadt- und Regionalbibliothek Uster bezieht vom Kanton erhebliche jährliche Beiträge. Erfüllt sie die Ansprüche der Regionalität nicht mehr, werden diese gestrichen.
Ich frage den Stadtrat an:
- Wie soll sich die Stadt- und Regionalbibliothek nach dem Entscheid, nicht in den Kern Nord zu wechseln, sondern am alten Standort zu bleiben, positionieren? Welchen Stellenwert im Rahmen der öffentlichen Angebote erhält sie?
- Welche Grundsätze verfolgt die Institution?
- Gibt es Visionen, wie eine öffentliche Biblio- und Mediathek in einer Stadt wie Uster künftig aussehen soll? Wie sähen diese aus?
- Wieweit ist es möglich, jene Ideen, die für den Kern Nord entwickelt wurden, auf die nun fest-gelegte Situation zu übertragen?
- Sind die Leistungsziele «allgemeine öffentliche Bibliothek» und «der gesamten Bevölkerung den Zugang zu den Medien ermöglichen» mit den angestrebten Gebührenerhöhungen vereinbar?
- Wie viele Investitionen und Betriebsbeiträge will sich der Stadtrat in Zukunft im Bezug auf die Bibliothek leisten?
- Wie sieht die Aufgabenteilung zwischen den Schulbibliotheken und der Stadt- und Regionalbibliothek aus? Sind Synergien möglich und sinnvoll, insbesondere zwischen Oberstufe, Kantonsschule oder Bildungszentrum (das bekanntlich keine eigene Bibliothek erhält)?