Anfrage von Julia Amherd
Der Stadtrat wird eingeladen zu prüfen, welche Möglichkeiten bestehen, pflegende Angehörige bei der Spitex Uster gegen Lohn anzustellen.
Begründung:
Wie in der NZZ im Juli 2012 zu lesen war, sind pflegende Angehörige in der Schweiz keine Seltenheit. Im Bereich der Alterspflege wird heute 5- bis 8-mal mehr unbezahlte Care-Arbeit durch die Familie geleistet als durch Spitex, Hausangestellte oder Hauspflege Unternehmen. Der Swiss-Age-Care-Bericht 2010 hat aufgezeigt, dass sich Kinder ihren betagten Eltern im Durchschnitt 27 Stunden pro Woche widmen. Kein Wunder also, dass die Ergebniskonferenz Altersstrategie der Stadt Uster vom 12. November 2012 aufzeigt, dass es Entlastungsangebote für pflegende Angehörige braucht.
Bei den Entlastungsangeboten wird primär daran gedacht, pflegeabhängige Menschen für eine definierte Zeit in einer bestehenden Institution unterzubringen. Während dieser Zeit können sich die pflegenden Angehörigen erholen. Es braucht aber mehr als diese kurzen 1-2 wöchigen Entlastungsangebote.
Bei den pflegenden Angehörigen handelt es sich meistens um Frauen im mittleren Alter. Oftmals müssen diese ihre Berufstätigkeit reduzieren oder sogar aufgeben, um sich um die pflegebedürftigen Eltern, Kinder oder den Partner zu kümmern. Dadurch entstehen Einkommenseinbussen und Nachteile bei der eigenen Altersvorsorge. Diesen finanziellen Einbussen muss genau so Rechnung getragen werden wie der Entlastung bei der eigentlichen Pflegetätigkeit.
Ein Beispiel wie die finanzielle Entlastung passieren könnte, zeigt die Spitex Gossau auf. Seit drei Jahren beschäftigt die Spitex Gossau pflegende Angehörige im Anstellungsverhältnis mit dem Vorteil, dass einerseits der Pflegebereich personell verstärkt wird und andererseits erhalten pflegende Angehörige vollen Zugang zur Arbeitswelt mit entsprechendem finanziellem Verdienst. Seit der Lancierung des Projektes sind bei der Spitex Gossau zwei bis fünf pflegende Angehörige im Einsatz. Pro Tag arbeiten sie im Durchschnitt drei Stunden.
Der regelmässige Austausch mit den ausgebildeten Pflegefachleuten hat dazu geführt, dass sich die pflegenden Angehörigen viel sicherer fühlen in ihrer Laien – Pflegetätigkeit. Die enge Begleitung und Unterstützung durch eine Fachperson wird demgemäss auch als unabdingbar eingeschätzt.
Das gesundheitspolitische Leitpostulat „ambulant vor stationär“ wird in Zukunft vermehrt dazu führen, dass lang andauernde Pflegeleistungen in Privathaushalten zu leisten sind. Deshalb ist es wichtig, bereits heute die notwendigen Strukturbedingungen dazu zu definieren.