Neujahrsansprache der Stadtpräsidentin: «Wir sind Teil einer gemeinsamen jahrtausendalten Geschichte»
Am ersten Sonntag des neuen Jahres lädt die Stadt Uster die Bevölkerung jeweils zum traditionellen Neujahrs-Apéro auf das Zeughaus-Areal ein. So auch letzten Sonntag: Musikalisch umrahmt von der Stadtmusik Uster konnten die Ustermerinnen und Ustermer auf das neue Jahr 2025 anstossen. Stadtpräsidentin Barbara Thalmann blickt in ihrer Rede auf das zurückliegende Jahr zurück und warf einen Blick voraus auf ein Jahr, in dem die Stadt Uster ihren 1250. Geburtstag feiern kann. Dieses Jubiläum wird Anfang September 2025 mit einer Neuauflage des Stadtfestes gefeiert werden.
Liebe Ustermerinnen, liebe Ustermer, liebe Besucherinnen, liebe Besucher
Herzlich willkommen am Neujahrsempfang der Stadt Uster, herzlich willkommen auf dem Zeughausareal! Es freut mich sehr, dass wir uns auch dieses Jahr wieder hier treffen und gemeinsam auf das neue Jahr anstossen.
Uster entwickelt sich. Innert Kürze sind im Zentrum neue Häuser in die Höhe geschossen und haben das Gesicht von unserer Stadt verändert. Viele neue Wohnungen sind entstanden und tragen zu einer Verdichtung mitten im Stadtzentrum bei. Auch das Zeughausareal wird sich verändern. Dazu hat im letzten Jahr nicht nur der Stadtrat wichtige Weichen gestellt, sondern auch Sie, liebe Gäste.
Mit rund 55 Prozent Ja-Stimmen hat das Stimmvolk im letzten Juni den Baukredit für das Kultur- und Begegnungszentrum genehmigt. Nach jahrelanger Vorarbeit können wir nun die Realisierung von diesem Grossprojekt anpacken. Darüber freue ich mich sehr! In meinen Gedanken sehe ich den neuen Saal, das Kulturregal, das Restaurant und vor allem das Leben auf dem Areal schon vor mir!
Auf dem westlich gelegenen Zeughausareal – das ist dort links - wird ein neues, vielfältiges Stadtviertel mit Wohnungen entstehen. Im Sommer hat der Stadtrat das Unterbaurecht für das Wohnbauprojekt «Zeughaus-Areal West» öffentlich ausgeschrieben. Jetzt sind wir daran, die Bewerbungen auszuwerten. Ich bin zuversichtlich, dass wir bis Ende Monat entscheiden können, wer das neue Stadtviertel gestalten wird. Der Gestaltungsplan sieht vor, dass der Anteil Wohnungen, die gemeinnützig sind, 50 Prozent beträgt. Dies ist darum wichtig, weil günstige Wohnungen in Uster immer knapper werden. Eine Sorge, die viele Ustermerinnen und Ustermer umtreibt und die der Stadtrat ernst nimmt.
Flanieren im Ustermer Stadtzentrum, länger im Stadtzentrum verweilen, das Gewerbe stärken und das Stadtzentrum zu einem Begegnungsort für alle zu machen: Das plant der Stadtrat mit dem Projekt «Attraktives Stadtzentrum». Konkret geht es um eine Fussgängerzone in der Webern- und Gerichtsstrasse. Die Stadt Uster, das Gewerbe und die Eigentümer haben sich im letzten Jahr zu Dialogforen getroffen und ausgetauscht. So haben die unterschiedlichen Anliegen in das Projekt einfliessen können, wie zum Beispiel wie man die Verkehrsführung an der Tannenzaunstrasse gestalten soll. Im Frühling wird die Stadt Uster der Bevölkerung die Pläne für das «Attraktive Stadtzentrum» näher vorstellen.
In einem neuen Glanz hat sich das Stadtzentrum aber schon während der Adventszeit präsentiert. Zwei Jahre lang hat Uster ohne Weihnachtsbeleuchtung auskommen müssen. Jetzt haben wir uns über die Rückkehr von der beliebten Weihnachtsbeleuchtung freuen können. Frisch saniert bringen die altbekannten Sternenbilder mit ihrem neuen Licht viel Wärme in die dunkle Jahreszeit - und das erst noch mit einem geringeren Stromverbrauch.
Das passt ganz zur Energie- und Klimapolitik der Stadt Uster. Seit vielen Jahren engagieren uns für eine verantwortliche Klima- und Energiepolitik. Wir gehören dabei zu den aktivsten Schweizer Gemeinden und liegen aktuell auf dem 15. Platz von 374 Energiestädten. Für dieses Engagement sind wir letztes Jahr einmal mehr mit dem Label «Energiestadt Gold» ausgezeichnet worden. Darauf dürfen wir gemeinsam stolz sein. Ich bin überzeugt, dass wir diesen erfolgreich eingeschlagenen Weg beharrlich weiterverfolgen werden.
Dass sich Beharrlichkeit auszahlt, erleben wir zurzeit bei einem Projekt, das sich nach jahrzehntelanger Diskussionen und Herausforderungen auf der Zielgeraden befindet: das neue Seerestaurant. Ja, tatsächlich, es kommt – und zwar noch in diesem Jahr! Vor zwei Monaten bin ich zusammen mit Leuten aus Politik, Verwaltung, den Architekten und den künftigen Pächtern am Spatenstich in Niederuster gewesen. Rund ein Jahr dauert die Bauzeit und im Oktober soll das neue Restaurant eröffnet werden. Wer sehen will, wie der Bau vorankommt, kann dies über Webcam auf der städtischen Website live mitverfolgen!
Live mitverfolgen haben wir im November auch eine Präsentation des Kantons können, wo über die Unterführung Winterthurerstrasse informiert worden ist. Auch da ist ein wichtiger Schritt erfolgt. Erstmals konnte man die Pläne des Vorprojekts sehen, bei dem die SBB und der Kanton federführend sind. Geplant ist, dass mit dem Bau im Jahr 2029 begonnen wird. Die Bauzeit wird drei Jahre dauern. Das ist aber alles noch Zukunftsmusik, klar ist schon jetzt: 50 Jahre nach der Erstellung von der Unterführung Dammstrasse wird Uster eine zweite Unterführung einweihen können!
Ich habe jetzt viel von Projekten und Plänen gesprochen. Was ist aber mit den Menschen in Uster, die das Leben in unserer Stadt ausmachen?
Fangen wir doch bei den Jüngsten an. Mit zusätzlichen Massnahmen will die Stadt Uster die Frühe Förderung ausbauen. Dabei geht es darum, alle Kindern von 0 bis 4 Jahren die gleich guten Startchancen ins Leben zu geben. Die erstmalige Durchführung des Forums «Frühe Förderung» im September hat gezeigt, dass das Bedürfnis bei jungen Familien nach weiteren Angeboten gross ist. Weiter möchte die Stadt Uster dazu beitragen, dass in der Stadt Uster mehr Kitaplätze entstehen. Eine Basis dafür ist die Überarbeitung des Subventionierungsmodells. Dazu gehört auch, dass Kitas künftig weniger administrativen Aufwand haben sollen.
Im Kindergarten hat sich der Einsatz von einer Fachperson Betreuung bewährt. Das hat das Pilotprojekt im Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule deutlich gezeigt. Die Fachperson Betreuung entlastet und unterstützt die Lehrperson im Kindergarten sehr stark. Die Lernatmosphäre wird dadurch deutlich besser. Aufgrund von diesen ermutigenden Ergebnissen in der Pilotphase wird die Primarschule jetzt ein Konzept erarbeiten, damit die Fachpersonen Betreuung im Kindergartenbetrieb ihren festen Platz finden.
Ebenfalls ein wichtiges Projekt ist die Unterbringung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, bei dem wir eng mit dem Kanton zusammenarbeiten. Momentan leben rund 60 Jugendliche im ehemaligen Altersheim Rosengarten. Die Jugendlichen unter 16 Jahren besuchen die Oberstufe in Uster. Ihre Deutschkenntnisse werden immer besser und sie sind motiviert. Die Rückmeldungen aus der Schule ist positiv und von Seiten der Stadt- und Kantonspolizei gibt es keine besorgniserregenden Beanstandungen.
Uster will eine Stadt für alle sein – und dazu gehört natürlich auch die ältere Bevölkerung. Der demographische Wandel wird uns in Zukunft stark beschäftigen: Im Jahr 2040 werden wir in Uster etwa doppelt so viele 80-Jährige haben wie jetzt. Der Stadtrat hat sich darum eingehend mit der älter werdenden Bevölkerung auseinandergesetzt. Wir haben ein Case Management im Altersbereich eingeführt, und werden die Abteilung Panorama in den Heimen weiterführen. Mit der Fachstelle Alter helfen wir weiter, , damit ältere Menschen länger zuhause wohnen können.
Sich am Wohnort rundum versorgt fühlen, das ist nicht nur für die älteren Personen wichtig, sondern für die ganze Bevölkerung. Eine ganz wichtige Rolle spielt dabei auch die gesundheitliche Versorgung mit dem Spital. Mein besonderer Dank gilt an dieser Stelle allen, die sich im März an der Urne für eine Aktienkapitalerhöhung für das Spital Uster ausgesprochen haben. Bei einer hohe Stimmbeteiligung von 60 Prozent haben 87 Prozent der Stimmbeteiligten entschieden, dass sich die Stadt Uster als grösste Eigentümerin an einer Aktienkapitalerhöhung beteiligen darf. Damit hat die Ustermer Bevölkerung gezeigt, dass sie klar hinter dem Spital steht und bereit ist, das Spital finanziell zu stärken. Zusammen mit den anderen zehn Aktionärsgemeinden ist es gelungen, die finanzielle Basis des Spitals sicherzustellen und längerfristig eine solide Basis für eine Weiterentwicklung zu schaffen. Die aktuellen Zahlen zeigen, dass dies erreicht worden ist. Darüber bin ich ausserordentlich glücklich. Wir brauchen ein Spital in Uster – heute und in Zukunft!
Die Abstimmung zum Spital Uster im März ist im ganzen Kanton verfolgt worden, teils auch in der ganzen Schweiz. Noch mehr Augen haben sich aber im September auf Uster gerichtet- und zwar weltweit: Im Rahmen der Rad-WM ist Uster der Startort von vier Strassenrennen gewesen. Im Herzen von Uster, auf dem Pünt-Areal, sind die Sportlerinnen und Sportler aus der ganzen Welt losgefahren. Der tragische Tod von der Nachwuchsfahrerin Muriel Furrer hat die Grossveranstaltung überschattet. Auch in Uster haben wir Muriel Furrer mit einer Schweigeminute gedacht. Das tragische Ereignis hat uns alle emotional bewegt. Trotz der tiefen Trauer geht die Rad-WM aber als grosser Erfolg in die Ustermer Sportgeschichte ein. Das grösste Vermächtnis der Rad-WM ist der neue fixe Pumptrack auf der Sportanlage Buchholz. Die Anlage ist im Oktober mit mehreren Tausend Besuchenden eröffnet worden und ist in der Zwischenzeit zu einem Publikumsmagnet geworden.
Nachdem wir im letzten Jahr Sportgeschichte geschrieben haben, widmen wir uns in diesem Jahr ganz der Ustermer Geschichte. 2025 steht nämlich ein historischer Meilenstein an.
Lassen Sie mich dazu 1250 Jahre zurückblicken: Im 8. Jahrhundert stifteten die hiesigen Grundherren – die alemannische Adelsfamilie von Landolt und Beata – ihre Ländereien dem Kloster St. Gallen. Uualto, Schreiber und Diakon im Dienste des Klosters St. Gallen, hat in den Urkunden den Ort aufgeschrieben, wo die Schenkungen am 27. Januar 775 vereinbart worden sind. So ist es dazu gekommen, dass der Name «Ustra» zum ersten Mal schriftlich festgehalten wurde. Diese erste schriftliche Erwähnung hatte auf das frühmittelalterliche Uster vermutlich keinen grossen Einfluss gehabt. Die Leute haben gewusst, wie ihr Dorf heisst, und lesen konnten sie sowieso nicht lesen.
Warum, und was feiern wir dieses Jahr also eigentlich?
Erstens ist es faszinierend, dass unser Ort bereits so lange existiert. Wir können davon ausgehen, dass er noch viel älter ist als 1250 Jahre. Die Niederschrift durch Uualto ist aber wie ein Anker, der die Herkunft von Uster in der Zeit festmacht. Dieser grosse historische Bogen von 775 bis heute strahlt Beständigkeit aus und schenkt uns als Teil unserer Identität Ruhe und Gelassenheit.
Zweitens ist es schön, dass unsere heutige Stadt seit 1250 Jahren den gleichen Namen trägt. Nie ist er verändert worden. Sowohl die Einwohner von 775, als auch wir verbinden mit dem Namen den gleichen Ort am Greifensee!
Auch wenn das Jahr der ersten Erwähnung von Uster nicht das eigentliche Gründungsjahr von Uster ist – es verbindet uns direkt mit den Ustermerinnen und Ustermer von früher. Wir sind Teil von einer gemeinsamen jahrtausendalten Geschichte und das wollen wir dieses Jahr feiern!
Vom 5. bis 7. September findet das Stadtfest mit vielen Attraktionen statt. Auch die Stadt Uster wird sich daran beteiligen und am Stadtfestwochenende im Central zwei Filme zeigen. Der eine ist ein Cartoon und erzählt 12 ½ historische Ereignisse aus den letzten 1250 Jahren. Das andere Projekt fokussiert auf das 20. Jahrhundert und setzt sich aus Fotos, Filmen und Zeitzeugenberichten zusammen. Ausserdem laden wir Sie am Stadtfest zu einem historischen Vortrag ein, der uns die Ersterwähnungsurkunden und ihre Entstehungszeit auf unterhaltsame Art näherbringen wird. Wir freuen uns, wenn Sie mit uns die Vergangenheit und die Zukunft von unserer Stadt feiern!
Zuerst wünsche ich Ihnen aber jetzt im Namen vom ganzen Stadtrat alles Gute für das neue Jahr, viel Freude, Erfolg, Zufriedenheit und Gesundheit! Der Ustermer Stadtrat freut sich, mit Ihnen persönlich auf das neue Jahr anzustossen.
Gerne möchte ich allen Helferinnen und Helfern danken, die den heutigen Anlass ermöglicht haben. Ein grosses Dankeschön geht auch an die Organisatoren vom Winter-Zelt, das mit einer vielseitigen Dekoration für eine gemütliche Stimmung sorgt. Ein weiteres Dankeschön geht an die Stadtmusik Uster, die den Anlass musikalisch begleitet.
Jetzt möchte ich Sie einladen, sich mit Suppe und ein Glühwein zu bedienen und Gelegenheit für persönliche Gespräche zu nutzen. Ich freue mich darauf!